Zeugen gesucht

alexanderb0_3 · 23.12.2021, 12:31

Hallo miteinander,

habe diesen Tonzeugen geschenkt bekommen. So nennt man in meiner Heimat diese Dinger.

Sie wurden unter Grenzsteinen vergraben, oft absichtlich zwerbrochen, oder zwei Stück zusammen in einer bestimmten Anordnung. Davon wurde eine Skizze angefertigt und archiviert, dann der Grenzstein gesetzt.

Im Falle betrügerischer Absichten (Versetzten des Grenzsteins) konnte dann anhand der Unterlagen nachvollzogen werden, ob der Stein von Unwissenden versetzt wurde, da diese die genaue Anordnung der Zeugen (-bruchstücke) nicht kannten.

Im vorliegenden Beispiel steht das "E" für den Ortsnamen der Gemeinde.

Nun meine Frage: Hat wer weitere Hintergrundinformationen darüber, gibt es Sammler? Welche Formen gab es noch und welche Anwendungsfälle? Stimmt meine Beschreibung der Systematik? Bis in welches Zeitalter fand das Verwendung?

Danke vorab! Wünsche frohe Festtage!

Gruß Alex

elexx · 23.12.2021, 15:08

Ich kenne die von Dir beschriebene Verfahrensweise mit glasierten Porzellanmedaillons, auf denen auch noch irgendein Wappen abgebildet ist.

Ein wichtiger Suchbegriff zu diesem Thema ist: "Feldgeschworene".

https://de.wikipedia.org/wiki/Feldgeschworene

"Die Feldgeschworenen kennzeichnen die Lage der Grenzpunkte mit geheimen Zeichen. Diese werden auch Unterlagen, Beleg, Zeugen oder Geheimnis genannt. Die Siebenerzeichen sind meist besonders geformte und beschriftete Zeichen aus dauerhaftem Material, wie z. B. gebranntem Ton, Glas, Porzellan oder Metall. Sie werden im Bereich des Grenzsteins in einer bestimmten, nur den Feldgeschworenen bekannten Anordnung ausgelegt. Die Art dieser Anordnung bezeichnet man als „Siebenergeheimnis“. An Form und Lage der Zeichen erkennen die Feldgeschworenen, ob der Stein verändert wurde."

Bergedienst · 23.12.2021, 15:09

Interessant, wohl aber nur in Süddeutschland verbreitet. Hier im Norden hat man sich lieber geprügelt

https://de.wikipedia.org/wiki/Marksteinzeuge

Wolfo · 23.12.2021, 15:43

Die Untervermarkung ist ab ca. 1850 in ganz Deutschland üblich geworden, bis heute.
Alle TPs der Ländernetze haben z.B. eine Untervermarkung.

Mein alter Herr hat einige Jahrzehnte arbeitstechnisch als Vermesser verbracht, nach seinen Erfahrungen im Bereich der preußischen Netze (Schleswig-Holstein) wurden meist Kegel aus gebranntem Ziegellehm, Tonröhren oder Platten genutzt. Nicht unüblich waren aber durchaus auch Bierflaschen und in einigen Fällen auch Röhren aus Gußeisen...

Donnerstag · 23.12.2021, 16:05

Zitat:

Zitat von Wolfo

Nicht unüblich waren aber durchaus auch Bierflaschen und in einigen Fällen auch Röhren aus Gußeisen...

Hier sind Flaschen mit Öffnug nach unten üblich, ich würde fast Standard sagen.

Hier ist gerade neu vermessen worden - rechtlich nicht "uninteressant", wenn sich die Grundstücksgrenzen mal um 70cm verschieben.

Mathias75 · 26.12.2021, 22:35

Das taete mich mal interessieren wie diese Tonroehren.aussahen und welche Masse sie haben. MfG

Wolfo · 27.12.2021, 10:14

Wenn ich mal wieder bei meinen Eltern bin, mache ich ein paar Bilder.

alexanderb0_3 · 28.12.2021, 12:13

Danke Euch für die Antworten!

Guten Rutsch allerseits!

ghostwriter · 28.12.2021, 12:27

die wiki-seite dazu:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marksteinzeuge

ist sehr interessant, bzw. auch super bebildert!!

23.12.2021, 12:31	#1
alexanderb0_3 Ratsherr Registriert seit: Dec 2006 Ort: Baden-Württemberg Detektor: Fisher F45 Beiträge: 250	Zeugen gesucht Hallo miteinander, habe diesen Tonzeugen geschenkt bekommen. So nennt man in meiner Heimat diese Dinger. Sie wurden unter Grenzsteinen vergraben, oft absichtlich zwerbrochen, oder zwei Stück zusammen in einer bestimmten Anordnung. Davon wurde eine Skizze angefertigt und archiviert, dann der Grenzstein gesetzt. Im Falle betrügerischer Absichten (Versetzten des Grenzsteins) konnte dann anhand der Unterlagen nachvollzogen werden, ob der Stein von Unwissenden versetzt wurde, da diese die genaue Anordnung der Zeugen (-bruchstücke) nicht kannten. Im vorliegenden Beispiel steht das "E" für den Ortsnamen der Gemeinde. Nun meine Frage: Hat wer weitere Hintergrundinformationen darüber, gibt es Sammler? Welche Formen gab es noch und welche Anwendungsfälle? Stimmt meine Beschreibung der Systematik? Bis in welches Zeitalter fand das Verwendung? Danke vorab! Wünsche frohe Festtage! Gruß Alex Miniaturansicht angehängter Grafiken

23.12.2021, 15:08	#2
elexx Ratsherr Registriert seit: Jan 2007 Ort: Werdau / Westsachsen Beiträge: 252	Ich kenne die von Dir beschriebene Verfahrensweise mit glasierten Porzellanmedaillons, auf denen auch noch irgendein Wappen abgebildet ist. Ein wichtiger Suchbegriff zu diesem Thema ist: "Feldgeschworene". https://de.wikipedia.org/wiki/Feldgeschworene "Die Feldgeschworenen kennzeichnen die Lage der Grenzpunkte mit geheimen Zeichen. Diese werden auch Unterlagen, Beleg, Zeugen oder Geheimnis genannt. Die Siebenerzeichen sind meist besonders geformte und beschriftete Zeichen aus dauerhaftem Material, wie z. B. gebranntem Ton, Glas, Porzellan oder Metall. Sie werden im Bereich des Grenzsteins in einer bestimmten, nur den Feldgeschworenen bekannten Anordnung ausgelegt. Die Art dieser Anordnung bezeichnet man als „Siebenergeheimnis“. An Form und Lage der Zeichen erkennen die Feldgeschworenen, ob der Stein verändert wurde."

23.12.2021, 15:09	#3
Bergedienst Heerführer Registriert seit: Sep 2019 Ort: TH Beiträge: 1,661	Interessant, wohl aber nur in Süddeutschland verbreitet. Hier im Norden hat man sich lieber geprügelt https://de.wikipedia.org/wiki/Marksteinzeuge __________________ Wenn man tot ist, ist das für einen selber nicht schlimm, weil man ja tot ist, nur die anderen müssen leiden. Genauso ist das, wenn man dumm ist.

23.12.2021, 15:43	#4
Wolfo Oberbootsmann Heerführer Registriert seit: Nov 2006 Ort: Heiðabýr Detektor: Oculus Beiträge: 1,456	Die Untervermarkung ist ab ca. 1850 in ganz Deutschland üblich geworden, bis heute. Alle TPs der Ländernetze haben z.B. eine Untervermarkung. Mein alter Herr hat einige Jahrzehnte arbeitstechnisch als Vermesser verbracht, nach seinen Erfahrungen im Bereich der preußischen Netze (Schleswig-Holstein) wurden meist Kegel aus gebranntem Ziegellehm, Tonröhren oder Platten genutzt. Nicht unüblich waren aber durchaus auch Bierflaschen und in einigen Fällen auch Röhren aus Gußeisen... __________________ Kein Berg zu tief!

26.12.2021, 22:35	#6
Mathias75 Ritter Registriert seit: May 2011 Ort: Thüringen Beiträge: 443	Antwort Das taete mich mal interessieren wie diese Tonroehren.aussahen und welche Masse sie haben. MfG

27.12.2021, 10:14	#7
Wolfo Oberbootsmann Heerführer Registriert seit: Nov 2006 Ort: Heiðabýr Detektor: Oculus Beiträge: 1,456	Wenn ich mal wieder bei meinen Eltern bin, mache ich ein paar Bilder. __________________ Kein Berg zu tief!

28.12.2021, 12:13	#8
alexanderb0_3 Themenstarter Ratsherr Registriert seit: Dec 2006 Ort: Baden-Württemberg Detektor: Fisher F45 Beiträge: 250	Danke Euch für die Antworten! Guten Rutsch allerseits!

28.12.2021, 12:27	#9
ghostwriter Moderator Registriert seit: Sep 2003 Ort: Großherzogtum Baden Detektor: Suchnadeln Beiträge: 11,829	marksteinzeuge die wiki-seite dazu: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marksteinzeuge ist sehr interessant, bzw. auch super bebildert!! __________________ ich lasse mir nicht in meinem gehirn rumwühlen, ... ich lasse mir nicht meine kleine show stehlen!? dr. koch - "1984"