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Alt 27.12.2010, 23:01   #1
sheepybird
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Die älteste Sozialversicherung der Welt...

ist,na ?

Richtig,die Knappschaft !
Diese wird jetzt 750 Jahre alt.

Goslar - Ein Talglicht war im 14. Jahrhundert die einzige Lichtquelle bei der Arbeit eines Bergmanns im Goslarer Rammelsberg. "In den Stollen war es finster, kalt und nass", erzählt die Museumsleiterin des heutigen Besucherbergwerkes, Andrea Riedel. "Stellen Sie sich vor, Ihnen ging dort unten das Licht aus. Sie waren verloren, wenn Ihnen das keiner wieder anzündete", sagt Riedel. Bergleute halfen sich gegenseitig, das war klar. Sie schufen bereits 1260 ein System, das bis heute überdauert hat: die Sozialversicherung. Die älteste Sozialversicherung der Welt ist die Knappschaft. Ihre Geschichte begann vor 750 Jahren in Goslar.

Bereits im Jahr 968 wurde im Harz die Entdeckung von Silberadern schriftlich festgehalten. Am Rammelsberg fand man Kupfer und Zink. Um die Jahrtausendwende begann dort der Bergbau - zunächst an der Erdoberfläche, mit dem zunehmenden Abbau des Gesteines wuchsen dann Stollen in die Tiefe. Die Arbeit der Bergmänner im Mittelalter war mühsam. Mit Eisen und Schlegel arbeiteten sie sich Millimeter für Millimeter durch das spröde Gestein. "Aus einer Tonne Erz wurden zum Beispiel 120 Gramm Silber gewonnen", beschreibt Riedel das Verhältnis von Arbeit und Ertrag. Eine Leinenkapuze diente den Bergmännern als Arbeitskleidung, durch die ständige Nässe und Kälte im Berg waren sie oft krank.

"Bergbau hat immer mit Gefahr zu tun", sagt Riedel. Bergleute könnten ihre Arbeit nur betreiben, wenn sie sich aufeinander verlassen können. Deshalb sei das Solidaritätsprinzip "nirgends ausgeprägter als im Bergbau".

Der Wille zur gegenseitigen Hilfe war bei den Bergmännern in Goslar sehr ausgeprägt: Sie gründeten 1260 eine Bruderschaft, in die jeder freiwillig eintreten konnte. Diese Gemeinschaft unterhielt die sogenannte Büchsenkasse, ein Sammeldose aus Blech. Dort zahlte jedes Mitglied einen monatlichen Beitrag ein. Wer krank oder durch einen Unfall geschwächt war, durfte von dem Geld profitieren. Auch alte, gebrechliche Bergmänner oder die Angehörigen eines tödlich verunglückten Arbeiters wurden mit dem Geld aus der gemeinschaftlichen Kasse unterstützt.

Die Goslarer Bruderschaft war die erste Sozialversicherung der Welt. Ihr Gründungsdatum weiß man deshalb so genau, weil die Gemeinschaft den Schutz des Bischofs in Hildesheim, Johann I. von Brakel, erbat. Johann stellte den Bergleuten im Jahr 1260 eine Urkunde über seinen Schutz aus. "Das war für die Bergmänner wichtig, denn zum einen war das Mittelalter tief religiös, und zum anderen zählten Bergleute nicht zu den angesehensten Bürgern", erläutert Riedel. Ein Bergdorf außerhalb der Stadtmauern war der Wohnort dieser Menschen.

Ihr Versicherungsmodell breitete sich schnell in die umliegenden Dörfer und Bergwerke bis hin zum Erzgebirge aus. An jedem Ort gründeten die Bergmänner ihre eigene Bruderschaft. 1426 tauchte in einer Urkunde im Erzgebirge erstmals der Name Knappschaft auf.

Im Laufe der Zeit stieg das Prestige der Bergleute und die Aufgaben der Knappschaften vergrößerten sich. Die Versicherung betrieb in der Neuzeit eigene Hospitäler und gewährleistete ihren Mitgliedern zum Beispiel einen Kredit für den Hausbau. Bergbeamte übernahmen im 15. und 16. Jahrhundert die Verwaltung der Beiträge. Wie hoch die Beiträge jeweils waren, lasse sich heute nur noch schwer nachvollziehen, sagt Riedel. Die Zahlungen hingen vom Lohn ab und fielen je nach Rohstoffertrag im Bergbau höher oder niedriger aus.

Erst im 19. Jahrhundert bildete sich eine Dachorganisation der Knappschaft. "Die Schaffung des preußischen Knappschaftsgesetzes 1854 war dann der Ursprung der modernen Sozialversicherung", sagt Riedel. Die Knappschaft sei zum Vorbild für viele anderen Kranken- und Rentenversicherungen geworden.

Heute ist die Knappschaft mit den Versicherungen der Bahn- und Seeleute fusioniert und nennt sich Knappschaft Bahn See. Sie bietet eine Kranken- und Rentenversicherung. Die meisten Mini-Jobber werden bei ihr angemeldet. Aber auch alle anderen Arbeitnehmer dürfen seit der Öffnung 2003/04 Mitglied werden. Versicherungssitz ist Bochum.

"Wir sind stolz auf unsere Geschichte", sagt die Sprecherin der Knappschaft, Susanne Heinrich. Am Leistungsprinzip sei in der 750-jährigen Vergangenheit der Knappschaft nie gerüttelt worden. "Die organisierte Solidarität gibt es bis heute. Das Modell hat schon deshalb Zukunft, weil es 750 Jahre gelebt und praktiziert wurde", betont sie. Unter anderem gratuliert die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Knappschaft am 19. Januar in Essen zum Jubiläum. In Goslar findet am 28. Dezember ein Festakt zum Gründungstag vor 750 Jahren statt, im nächsten Jahr gibt es außerdem eine Sonderausstellung im Besucherbergwerk.

Quelle:http://www.net-tribune.de/nt/node/33...hre-alt/site/3

Gruss Sheepy
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Hausfrauentip #21 : Salat schmeckt viel besser wenn er kurz vor dem servieren durch Steaks ersetzt wird.



AVRI*SACRA*FAMES
quid non mortalia pectora cogis, auri sacra fames (?Wozu treibst du nicht die Herzen der Menschen, verfluchter Hunger nach Gold!?)
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Alt 28.12.2010, 20:36   #2
Deistergeist
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Beiträge: 18,634

Thumbs up

Moin!


Literatur zu diesem Jubiläum findet man fast in jedem Bergbaumuseum zur Zeit, sehr günstig oder gar für lau. Und(auch wenn es bei dem Thema kaum zu glauben ist) durchaus unterhaltsam geschrieben.


Glückauf!
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"The Man Who Saved the World" -S. J. Petrow-

Queen. Their classic line-up was Freddie Mercury (lead vocals, piano), Brian May (guitar, vocals), Roger Taylor (drums, vocals) and John Deacon (bass).
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Stichworte
bruderkasse, kameradenhilfe, knappschaft, krankenkasse, rente, unterstützung


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