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Alt 17.11.2014, 19:24   #1
fleischsalat
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Zwischenfutter aus Geweih

Sog. Zwischenfutter dienen dazu, eine Spaltung des Schaftes durch die Keilwirkung der eingesetzten Klinge zu vermeiden.
Die meisten Zwischenfutter wurden direkt in die Schäftung eingesetzt.
Es gab allerdings auch eine Variante, dessen Herstellung ich hier etwas genauer beschreiben möchte.
Der Vorteil an ihr ist, dass man fast alle Werkzeuge (Klingen) auf diese Art schäften kann und m.M.n. so auch ein präziseres Arbeiten möglich ist.
Der Nachteil ist, dass die Herstellung, verglichen mit einer „Standart“- Schäftung, sehr aufwendig ist.

Nur um zu verhindern, dass die Schäftung gespalten wird, also den eingangs erwähnten Sinn eines Zwischenfutters, erfüllt diese Form, übertrifft sie jedoch auf eine Weise, die man schon fast nicht mehr als Zwischenfutter, sondern als eine völlig andere Art von Schäftung ansprechen kann.
Selbst ein Austausch oder Wechsel der eingesetzten Werkzeuge ist möglich.

Für den ersten Arbeitsschritt benötigt man Sand, Wasser, Holzpflöcke, einen Flintabschlag oder
-Klinge, eine stabile Unterlage und eine Schnur.
Mit dem Abschlag wird eine kleine Kerbe in das Horn geritzt.
Anschließend wird das Hornstück (oder das ganze Geweih) auf einer Unterlage fixiert.
Dann taucht man die Schnur in Wasser und wälzt sie anschließend im Sand.
Die „Säge“ ist nun einsatzbereit.
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Alt 17.11.2014, 19:27   #2
fleischsalat
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Das Zerteilen der anderen Seite... .
Nachdem das Horn auf das gewünschte Maß gekürzt ist, werden die Enden entgratet. Hierzu dient ein Sandstein als Basis und ein Gemisch aus Wasser und Sand als Schleifmittel.
Natürlich geht es auch ohne Wasser, aber das nicht wassergebundende Hornmehl stinkt bestialisch...
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Alt 17.11.2014, 19:31   #3
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Als nächstes wird mittels einer Flintklinge eine kleine Mulde im Horn geschaffen.
Um dort später ein Schaftloch bohren zu können, ist es wichtig, dem Bohrer am Anfang eine Richtung vorzugeben.
Gebohrt wird mit dem Bogenbohrer.
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Alt 17.11.2014, 19:34   #4
fleischsalat
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Nachdem das Schaftloch fertig gebohrt ist, wird es etwas oval ausgearbeitet, was den Sinn hat, dass sich der Schaft nicht drehen kann.
Dann macht man sich an die Klingenaufnahme.
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Alt 17.11.2014, 19:37   #5
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Zwischendurch sollte man öfters versuchen, die Klinge anzupassen. Auf diese Weise wird verhindert, dass man zu viel Material abnimmt und die Klinge später nicht mehr festen Sitz hat.
Abschließend erfolgt noch ein Feinschliff am Horn.
Fertig ist das Zwischenfutter.
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Alt 17.11.2014, 19:39   #6
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Ein Anwendungsbeispiel für die Schäftung findet ihr hier:
http://schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=84408
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Alt 17.11.2014, 19:43   #7
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Beiträge: 24,823



AHAAAAH!!

JETZT hab ich das auch verstanden ...


saubere Arbeit!
... Zeitaufwand?


Gruß
Jörg
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Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

(Heiner Geißler)
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Alt 17.11.2014, 19:50   #8
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Mensch Jan..

..wenn ich jemals vorhätte (hab ich ja eigentlich, nur trau ich mich nicht "mehr" ..) in den noch verbliebenen Wald zu ziehen....Dich nehm ich mit!

Super berichtet, belichtet u. toll gemacht!!


lb. Gruß,

Colin
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"In dubio melior est conditio possidentis" - "Im Zweifel verdient der Besitzer Vorzug"



"Fotowettbewerbgewinner" 02.22 / 12.22 / 07.23
"Fotowettbewerbmitgewinner" 10.21 / 01.22 / 05.23
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Alt 17.11.2014, 19:51   #9
fleischsalat
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Knapp 11 Stunden reine Arbeitszeit.
Am längsten hat das Bohren gedauert.
Das Sägen war mit jeweils knapp über einer Stunde pro Schnitt der schnellste Arbeitsgang.
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Alt 17.11.2014, 20:16   #10
fleischsalat
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Zitat:
Zitat von Colin Beitrag anzeigen
..wenn ich jemals vorhätte (hab ich ja eigentlich, nur trau ich mich nicht "mehr" ..) in den noch verbliebenen Wald zu ziehen....Dich nehm ich mit!

Nein, ich zieh nicht in den Wald. Bin aber gerne beratend tätig
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