05.01.2021, 05:15 | #501 | |
Heerführer
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Detektor: nun ja ...ja auch ich hab einen MD 3009...
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Zitat:
Was passiert mit den "Löchern" ..ein Tischler würde wahrscheinlich 2K Spachtel nehmen.. Gruß Robbells
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++++Fotowettbewerbsgewinner Februar 2019, Januar 2020 und Oktober 2020 ++++ Robbels hat uns am 10.08.2021 völlig überraschend für immer verlassen. In stillem Gedenken, das SDE-Team |
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05.01.2021, 10:19 | #502 |
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Themenstarter
In den Löchern sind ganz weiche Einschlüsse drin, Kohlestückchen, Lehmbatzen usw. Die werden entsprechend ausgehackt und dann mit farblich passendem Restauriermörtel geschlossen. Das mache ich dann aber immer erst nach dem Versetzen, da man ohnehin an so einer Fassade immer relativ viel anzutragen hat.
Macht halt bei dem bunten Stein wirklich viel Aufwand - bei der Hausfassade haben wir mit 13 verschiedenen Farben unzählige Farbnuancen gemischt - mit dem Ergebnis, dass man die wenigsten Atragungen auf den ersten Blick wahrnimmt - was ziemlich gut ist. Aber macht halt schon viel Aufwand, kann man sich ja vorstellen. Achso und wegen dem "Können": Sowas sollte ein Lehrling bereits ab Mitte zweiten Lehrjahres herstellen können - da sind wir also noch weit weg von wirklich meisterlicher Arbeit. Leider werden aber in den wenigstens Betrieben heutzutage die Lehrlinge so intensiv am Stein ausgebildet, dass die das auch wirklich können - und die Folge ist, dass mancher Geselle sowas schon nicht mehr bringt... Was ich da in den letzten Jahren so alles erlebt habe... grausig. Echt schade, dass ein Lehrling so viel Geld frisst, sonst würd ich da selber gute Steinmetzen "nachzüchten" - Als Soloselbständiger aber ein nahezu unmöglich zu erfüllender Traum...
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05.01.2021, 10:50 | #503 |
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Und du glaubst echt du findest jemanden der schwere körperliche Arbeit lernen will? Jutuber, "was mit Medien" oder Ista-Star die die aktuellen Berufswünsche, die etwas helleren "Spieledesigner". Steine stapeln die nur virtuell
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05.01.2021, 11:08 | #504 |
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Ach... Das weiß ich nicht ob ich da überhaupt jemanden finden würde, ich denke allerdings schon... Hätte Corona keinen Strich durch die Rechnung gemacht, wäre Anfang November eine Praktikantin zwei Wochen bei mir gewesen - und die hatte definitiv Bock auf den Beruf - und das reicht ja aus.
So uninteressant ist richtiges Handwerk bei den jungen Leuten jedenfalls nicht - nur der Kurs der HWK ist aus meiner Sicht nicht der richtige. Mittlerweile wird ja dazu aufgerufen die Betriebe zu digitalisieren und das ist aus meiner Sicht die "Entfremdung 2.0" im Handwerk. In vielen Gewerken wird dem Grunde nach ja nur noch montiert - mit Handwerk hat das oft nix mehr zu tun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dankbare Lehrlinge finden würde - einfach weil in meiner Firma auch wirklich viele Dinge gemacht werden, die heutzutage im Steinbereich eher unüblich sind. Die meisten anderen Betriebe schneiden Platten zu, polieren die Kanten und ballern dann hunderte lfdm. Treppenstufen / Fensterbänke und anderen Quatsch raus - oder beschriften Steine aus China und stellen se aufn Friedhof - dafür braucht man das eigentliche Handwerk gar nicht mehr lernen. Die Attraktivität ist bei dem was ich zu bieten habe schon hoch - nur wirtschaftlich kann ich mir das wohl einfach nicht erlauben. Was für viele auch abschreckend ist, sind die Berufsschulen zu denen man weit fahren muss (Stichwort "überbetriebliche Ausbildung") - aber das kann ich nicht beeinflussen, das ist halt wie es ist.
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05.01.2021, 15:31 | #505 |
Moderator
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Zum Thema Lehrlinge könnt ich nach einigen Versuchen hier jetzt voll einsteigen.. in Kurzform: Kollege Bergedienst liegt da schon in Richtung..
Lass es Till...und bleibe beim Thema Budenkombinat... |
05.01.2021, 17:44 | #506 |
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Wer will es ihnen auch verdenken. Ich würde meinen Kindern auch von einem Handwerksberuf abraten. Die "goldener Boden"- Zeiten sind lange vorbei. Und das sage ich als Handwerksmeister.
Wer alte Künste am Leben erhalten WILL, schafft das auch ohne entsprechende Lehre. Denn im entsprechenden Lehrberuf lernt man sowas nicht und man kann auch später definitiv nicht von leben. Bestes Beispiel ist mein Mauerhobby, wo schon Bauunternehmer fragten, welche Firma meinen Zaun gebaut hätte, da sie jemanden mit diesen Fähigkeiten suchten..
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05.01.2021, 20:25 | #507 |
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@Lucius:
Das mag ja sein - aber wenn der Fachmann dann drauf guggt, findet er bei "selbst gelernt" eben doch sehr häufig Sachen die gar nicht gehen bzw. absolut untypisch sind... Ganz konkret hast du bei deinen Pfeilern schlichtweg den falschen Verband angewendet (zumindest ist mir das neulich bei deiner Terrasse aufgefallen). Es gibt einen Pfeilerverband und einen Schornsteinverband - ein Maurer weiß das halt (hoffe ich). Sieht ja trotzdem schön aus was du da zauberst... Zu guter letzt wird sich privat niemand "quälen" und manche Dinge verlangen eben Übung, Übung und wieder Übung. Darauf zu bauen, dass das Wissen privat erhalten bleibt - sicher nicht... @Ogri: Ich kenne deine Erzählungen ja auch, hatte aber bisher noch keinen einzigen Praktikanten der auch nur halbwegs so doof / drauf war. So gesehen bin ich da dennoch guter Dinge - sollte es irgendwann mal finanziell möglich sein. So... und nu widme ich mich wieder dem Thema, aber gesondert, da brauch ich bissl Zeit. Bis gleich!
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05.01.2021, 21:06 | #508 |
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Herstellung einer Vierung - Sohlbank -
So, Freunde der Sonne!
Heute habe ich mir gedacht, ich zeige euch mal in allen Einzelschritten die Anfertigung einer Vierung. Vierungen sind normalerweise kleine Ersatzstücke, die aus Stein hergestellt und an der Schadstelle eingebaut werden. Bei den Sohlbänken im Hinterhaus wurde das vorstehende Profil abgekloppt - und man hätte natürlich auch nur dieses Profilstückchen austauschen können, durch den extrem bunten Stein ist das aber kaum "unsichtbar" hinzubekommen. Um den alten Fugenschnitt beizubehalten und die Optik zu wahren, habe ich mich also dazu entschlossen die Vorderseiten der Sohlbänke als Vorplattung neu herzustellen. Bild 1+2: Das Werkstück wird aufgebänkt, alle Maße und die Winkligkeit geprüft und gemäß Zeichnung angerissen. Auf der Flexscheibe habe ich die benötigte Einschnittiefe bereits markiert. Bild 3: Mittels der großen Flex wird in mehreren Arbeitsschritten alles nicht benötigte Material grob herausgeschnitten. Bild 4: Nach dem Schneiden wird der Grund erstmal bis auf den Riss runtergeschliffen Bild 5+6: Anschließend wird mittels Drucklufthammer die erste Fläche sauber und winklig auf das Sollmaß abgesetzt Bild 7-9: Hier zeige ich anhand der Köpfe wie man dabei vorgeht: Zuerst werden die sogenannten "Schläge" gezogen. Diese orientieren sich am Riss, werden mittels Winkel ganz genau gearbeitet und geben damit den Grund der Fläche vor. Überschüssiges Material ("Bossen") wird anschließend bis auf den Grund runtergezahnt und zum Schluss mit dem Scharriereisen vollends eingeebnet. Bild 10: Anschließend wird die nächste abzusetzende Fläche angerissen. Anzumerken ist: Von den jetzt hergestellten Flächen wird später nur ein Bruchteil benötigt. Gerade bei den Kopfseiten bleibt schlussendlich nur eine Kante stehen - dennoch ist es sehr wichtig, die Flächen extrem sauber zu arbeiten - korrigieren ist nicht, was weg ist, ist weg
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05.01.2021, 21:20 | #509 |
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...und weiter geht´s....
Bild 11: Absetzen der letzten Fläche
Bild 12-14: Jetzt erst beginnen die eigentlichen Profilierungsarbeiten, d.h. dass nun größere Teile der entstehenden Flächen "erhalten" bleiben. Auf bild 1 sieht man den Bleistiftstrich der von dieser Fläche als einziges erhalten bleibt. Bild 15-17: Nun wird der Grund manuell bearbeitet - in diesem Fall scharriert. Der Grund ist ja später sichtbar und da alle Bestandsoberflächen scharriert sind, darf dieser Hieb natürlich nicht fehlen. Ich mache das immer, sobald es möglich ist, da das Stück insgesamt von der Stärke her schon sehr grenzwertig ist für eine manuelle Bearbeitung - jetzt ist es eben noch stabil genug. Bild 18: Da ich das Werkstück mit Hilfe von unterfütterten Balken noch aufstellen kann und sich der obere Teil so besser bearbeiten lässt, erfolgt jetzt das Aufarbeiten des Gefälles bzw. die Herstellung des oberen Profilstücks Bild 19: Nach dem Ausarbeiten des oberen Bereiches erfolgt die Ausarbeitung der Unterseite - zunächst mit der Herstellung einer weiteren Fase. Bild 20: Nun erfolgt das Einarbeiten der Hohlkehle. Da diese die Fase "untersticht", kann diese nicht vorher erstellt werden. Ich habe also die Lehrschläge gezogen und weil ich eh gerade am Fummeln war gleich noch die "äußere Wiederkehr" ausgearbeitet - ein totaler Fummelkram, bei dem es aber sehr darauf ankommt ganz vorsichtig und genau zu arbeiten
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05.01.2021, 21:31 | #510 |
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Fertigstellung
Bild 21: Die vorher nur grob ausgearbeitete Hohlkehle wird jetzt mittels der Lehrschläge durchgezogen. Dabei muss man ständig mit dem Richtscheit und ggf. der Negativschablone kontrollieren, damit man nicht versehentlich zu tief arbeitet.
Bild 22: Das fertige Stück noch vor der Reinigung Bild 23 + 24: Die fertige und gereinigte Vierung / Vorplattung, quasi bereit zum Einbau. Das Werkstück ist 84 cm lang, 28 cm hoch und insgesamt 13 cm tief. Die reine Bearbeitung in der Werkstatt dauerte ca. 6,5h. Hinzu kommt die Zeit für Aufmaß + Erstellung der Zeichnungen + Erstellung Profilschablonen (ca. 3 h), Aussuchen + Zuschnitt des Rohstücks (ca. 2 h) sowie der Einbau, der mit den Vorbereitungen ca. 2 h dauern wird. Insgesamt wird man also pro Vorplattung dieser Sorte etwa 11,5 h brauchen. Benötigt werden erstmal 3 Stück, später noch eine etwas größere vierte. So geht fix mal ne Woche weg... So. Hoffe der kleine Exkurs war für euch interessant und lässt euch mal ein wenig erahnen was für eine Menge Arbeit in der Herstellung dieser Ersatzstücke steckt - trotz hohem Maschineneinsatz!
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