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Alt 04.01.2010, 23:22   #1
Bingo
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Zwansgarbeit in Südniedersachsen

Soeben auf den Tisch bekommen. In der nächsten Woche öffnet nachfolgende Ausstellung in der Göttinger Lokhalle ihre Türen:

„Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“
Ausstellung in der Lokhalle Göttingen, 15. Januar bis 14. Februar 2010

Ab 15. Januar 2010 wird eine Ausstellung mit dem Titel „Auf der Spur
europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ in der Lokhalle
Göttingen gezeigt. Die Ausstellung wurde erstellt von den
Geschichtswerkstätten Duderstadt und Göttingen in Kooperation mit
internationalen Projektpartnern aus Polen, Italien und den Niederlanden.

Angehörige von mindestens 16 Nationen leisteten während der Zeit des
Nationalsozialismus in Südniedersachsen Zwangsarbeit, es waren zwischen
50.000 und 60.000 Menschen im Gebiet der heutigen Landkreise Northeim
und Göttingen. Ausländische Zwangsarbeitende arbeiteten in fast jedem
Wirtschaftsbereich: in Gaststätten und Krankenhäusern, in der
Landwirtschaft und bei der Müllabfuhr, in Steinbrüchen, kirchlichen
Einrichtungen und in Privathaushalten.
Die Ausstellung zeigt in 13 thematischen Stationen das Ausmaß, die
Bedeutung und die Vielfältigkeit von Zwangsarbeit am regionalen Beispiel
Südniedersachsen. Im Mittelpunkt stehen die Biografien ehemaliger
Zwangsarbeitender aus fünf europäischen Ländern. Um den Stellenwert
dieser Erfahrung im Leben der Betroffenen kenntlich zu machen, werden
ihre gesamten Lebensläufe, weit über den Abschnitt der Zwangsarbeit in
Deutschland hinaus, dargestellt. Die Spur der Lebensgeschichten
ermöglicht einen Blick auf die europäische Dimension der
NS-Zwangsarbeit.
Die Ausstellung ist interaktiv und multimedial. Neben Texten, Bildern
und historischen Dokumenten zeigt sie in Schubladen und Vitrinenfenstern
Objekte, die mit dem Thema verbunden sind. In Multimediastationen werden
weitere Dokumente zugänglich gemacht, vor allem aber die
autobiografischen Zeugnisse der Betroffenen präsentiert. In zahlreichen
lebensgeschichtlichen Film¬interviews berichten ehemalige
Zwangsarbeitende anschaulich von ihren Erfahrungen.
Um die europäischen Dimension des Themas zu betonen, ist die Ausstellung
von einem internationalen Wissenschaftlerteam konzipiert worden.
Studierende der Fachhochschule Hannover erarbeiteten das Design und die
multimediale Präsentation der Ausstellung. Die Ausstellung ist als
Wanderausstellung angelegt und wird in weiteren Orten Südniedersachsens
gezeigt werden.

Die Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit.
Südniedersachsen 1939-1945“
wird von der Europäischen Union und von zahlreichen Institutionen in
Südniedersachsen gefördert.

Herzliche Einladung zur Eröffnungsfeier mit Zeitzeugen und Mitgliedern
der Projektgruppe am Freitag, 15. Januar 2010 um 16.00 Uhr in der
Lokhalle Göttingen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Form einer Kartenbox
(16-seitige Broschüre und zwölf Faltblätter mit Lebensgeschichten von
Zwangsarbeitenden und Verortungsgrafiken).

Die begleitende Webseite www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu wird mit
Ausstellungsbeginn freigeschaltet.

Anschrift und Öffnungszeiten:
Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen
1939-1945“
15. Januar - 14. Februar 2010
Lokhalle Göttingen, Bahnhofsallee 1 b, 37081 Göttingen (rückseitiger
Bahnhofsausgang)
Montag – Freitag: 11.00-17.00 Uhr, Sonntag: 14.00-17.00 Uhr (öffentliche
Führung 15.00 Uhr am 17.1., 24.1., 7.2. und 14.2.). Samstags sowie vom
28.-31. Januar geschlossen.
Der Eintritt ist frei. Spenden sind erwünscht.

Gruß
Bingo
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Alt 04.01.2010, 23:24   #2
Bingo
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Hier noch der offizielle Flyer zur Ausstellung.

Villeicht sieht man sich ja.

Gruß
Bingo
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Alt 05.01.2010, 03:03   #3
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Nur um mal die geschichtliche Realität zu erwähnen: Auch hier werden wieder alle ausländischen Arbeitskräfte pauschal als "Zwangsarbeiter" bezeichnet.

Das ist einfach falsch !

Gerade zu Beginn des Krieges waren es eben nicht Arbeiter, die in irgendeiner Weise "gezwungen" wuirden in Deutschland zu arbeiten. Sie kamen freiwillig um Geld zu verdienen. Sie mußten bekanntlich lediglich 10% mehr Lohnsteuern zahlen, bekamen aber ansonsten den gleichen Tariflohn wie jeder deutsche Arbeiter.

Es ist halt in Mode heute, jeden zum "Zwangsarbeiter" zu machen - auch wenn sehr viele dieser Arbeitskräfte ganz normale "Fremdarbeiter" waren.
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Alt 05.01.2010, 09:06   #4
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hi....

wie hoch schätzt du denn den prozentsatz der freiwilligen fremdarbeiter?

mfg,

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Alt 05.01.2010, 09:22   #5
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Post hey, ...

Zitat:
Zitat von Bingo Beitrag anzeigen
Soeben auf den Tisch bekommen. In der nächsten Woche öffnet nachfolgende Ausstellung in der Göttinger Lokhalle ihre Türen:

...
danke für die info!!

mal sehen, wenn ich zeit habe ...
die alemannische fasnacht beginnt bald wieder!?
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ich lasse mir nicht in meinem gehirn rumwühlen, ...
ich lasse mir nicht meine kleine show stehlen!?

dr. koch - "1984"
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Alt 05.01.2010, 09:24   #6
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Hallo Blacky,

soweit mir bekannt ist, waren in den Jahren 39/40 praktisch nur Freiwillige dabei, viel Italiener zum Beispiel (was sollte einen italienischen Landarbeiter 1940 "zwingen" in Deutschland zu arbeiten ? ) Es gab in den ersten Jahren ja auch großangelegte Werbemaßnahmen für die Arbeit und den guten Lohn in Deutschland.

Jedenfalls paßt mir irgendwie der Eindruck nicht, daß es auf einmal pauschal allesamt "Zwangsarbeiter" waren. Das stimmt so einfach nicht.

Anbei eine Original-Lohntüte eines russischen Zwangsarbeiter aus den Deutshen Historischen Museum, Berlin. Der Mann hatte mit Erschwerniszulagen etc den stolzen Wochenlohn von 87 RM bei Siemens.

Das soll die Umstände und alles keineswegs beschönigen, oder gar zeigen, daß alles nicht so schlimm war. Aber selektive Darstellungen lassen ein immer mehr verzerrtes Bild mit der Zeit entstehen.
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg Exponat- Lohntüte für Zwangsarbeiter, 1945_1260787392847.jpg‎ (31.3 KB, 19x aufgerufen)
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Alt 05.01.2010, 09:28   #7
linux_blAcky
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nun, ging der lohn der arbeiter (zumindest in diesem fall des russen) nicht direkt an die ss, für "unterkunft und verpflegung"? ich meine, bei speer eine entsprechende aufrechnung gelesen zu haben.....
und die italiener wurden bestimmt in dem moment "echte" internierte zwangsarbeiter wie das badoglio regime an die macht kam.

verstehe mich nicht falsch, ich will deine argumentation nicht in abrede stellen. ich denke nur das der anteil der echten freiwilligen im gesamten gesehen verschwindend gering gewesen sein dürfte.
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Geändert von linux_blAcky (05.01.2010 um 09:30 Uhr).
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Alt 05.01.2010, 09:57   #8
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Vielleicht hat da jemand genauere Zahlen - im Internet ist die Recherche schon recht schwer, eben wegen der munteren Vermischung von Fremdarbeitern und Zwangsarbeitern (welche für mich hauptsächlich die Kriegsgefangenen und KZ-Insassen waren).

Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht auch: eine alte Dame aus unserem Hause arbeitete ab 1943 bis zum Ende bei der "Hauptstelle Film" in Berllin. Dort erschienen regelmäßig zwei Zwangsarbeiter um Filme auszuleihen für ihre Unterkunft.
Beliebt waren Musikfilme, namentlich Marika Rökk, weil ja die Sprache kaum verstanden wurde.
Diese Filme wurden durch einen Filmvorführer (alles Organisation "Hauptstelle Film) vorgeführt und für den Projektor/Vorführung mußte jeder Zwangsarbeiter 30 Pfennig zahlen, wenn er Marika Rökk sehen wollte :-)

Es gab übrigens -zumindest in Berlin- auch bis zum Ende Zeitungen auf Russisch und Polnisch speziell für die Zwangsarbeiter/Fremdarbeiter zu kaufen.

Ein interessantes Gebiet, man sollte sich noch intensiver damit beschäftigen, bevor immer mehr Detailinformationen verlorengehen.
Nicht anders möchte ich meinen Einwand zu den Zwangsarbeitern/Fremdarbeitern verstanden wissen.

Gruß
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Alt 05.01.2010, 10:29   #9
Tiefbunker
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An zwei Stellen habe ich die gleichen Zahlen (ohne Quelle) gefunden:

Bis Ende 1940 waren 2 Millionen Fremdarbeiter in Deutschland beschäftigt.
Bis Kriegsende erhöhte sich das durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene etc auf etwa 8 Millionen.

Bei den zwei Millionen bis Ende 1940 handelte es sich nahezu ausschließlich um Freiwillige, die durch die "Werbeaktionen" verpflichtet werden konnten.
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Alt 05.01.2010, 12:23   #10
Sorgnix
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Immer wieder wunderbar, wie eine einfache Ausstellungsankündigung gleich als Aufhänger für diverse eigene meinungstechnische Unpäßlichkeiten herhalten muß.
Mittlerweile hast Du es ja selber geschafft, Dir ein paar Zahlen zu besorgen. Da bleibt am Ende nicht mehr viel von den Eingangs gemachten Rundumschlägen übrig ...

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Ausstellung bzw. das Thema noch vor Eröffnung derart anzugehen, ohne die Anwürfe mit nachvollziehbaren Zahlen GLEICH zu belegen? Das hat ja nun wieder Stunden gedauert ... Das Ergebnis??

Solange nicht bekannt ist, ob auch die Freiwilligenproblematik in der Ausstellung nicht angesprochen wird, würde ich mir derart Kommentare einfach sparen. Mir ist keines der neueren Bücher zum Thema bekannt, wo auch die Freiwilligen-Thematik nicht erwähnt wird.

Das HAUPTthema der Ausstellung ist nun mal die Zeit des Krieges. Von 1939 bis 1945. Nicht die Zeit der mitlitärischen Erfolge von 1939/40.

Und mit der Darstellung von Einzelschicksalen kriegt man das Millionenheer der Zwangsarbeiter, Häftlinge, Verschleppten und Zwangsverpflichteten auch nicht ausgehebelt. Natürlich gibt es massig Fälle, da wollten die nach ihrer Befreiung sogar in Deutschland bleiben. Gerade Leute, die in der Landwirtschaft verpflichtet waren und (verbotenerweise) von ihren arbeitgebenden Bauern als Menschen behandelt wurden. So einen "Fall" gibt es z.B. noch heute in unserem Dorf. Der gute Mann hat lebenslanges Wohnrecht auf dem Bauernhof - obwohl seine "Aufpasser" längst gestorben sind.

Aber es geht nicht um die Darstellung von Einzelschicksalen.
Wenn Du selbst schon die Zahlen 2 Millionen Freiwilligen gegen (mind.) 6 Millionen Gezwungene stellst, so werden die Wichtungen wohl klar.
Das sind also 25 % Freiwilligenanteil an der Gesamtzahl.
Wenn Du dann noch berücksichtigst, daß von diesen Freiwilligen etliche nach 1940 (nach Beendigung der offiziellen Arbeitsverträge) eben NICHT mehr freiwillig waren, ihnen die Heimkehr verweigert wurde und sie somit auch zu Gezwungenen wurden, dann bleibt nicht mehr viel von den eingangs gemachten Anmerkungen ...

Und mal ganz weit hergeholt: Heute fühlt sich manch 1-Euro-Jobber als "Zwangsarbeiter". Weil er etwas tun muß, was er freiwillig nicht tun wollte, wo er vom Amt zu gezwungen wird. (Vorsicht! Das ist kein Vergleich mit damaligen Verhältnissen oder Geschehnissen!!!)

Vor oben "an den Haaren herbeigezogenen Vergleich" möge man sich vorstellen wie man sich selbst fühlt, wenn man ein paar Tausend Kilometer weg von der Heimat für ein Land arbeiten muß und nicht frei entscheiden kann, ob man heim geht oder nicht. Da hilft auch eine Lohntüte nicht über den Umgstand hinweg, das man unter Zwang dort festgehalten wird und arbeiten muß ...


Ich würde mir die Ausstellung erstmal anschauen, bevor ich so ein Faß aufmache.
Das zieht schon Parallelen zur Wehrmachtsausstellung, wo Experten mit (zutreffenden) Einzelfällen das Ganze infrage zu stellen versuchten ...


Danke
Jörg
__________________
Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

(Heiner Geißler)
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