28.01.2005, 18:26 | #1 |
Landesfürst
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Winterliche Grubenfahrt bei Rübeland im Harz
Sorgnix, HarryG und ich haben uns tatsächlich dazu durchgerungen, durch den tief verschneiten Wald zu stapfen, um in zwei kleine, aber feine Gruben einzufahren. Unser Ziel waren die Bergwerke "Weißer Stahlberg" und "Bergkirche" bei Rübeland-Neuwerk. Bei der Auswahl des Zieles war zu bedenken, dass engräumige Grubenbaue (Stollen) im Moment tabu sein müssen, weil darin naturgeschützte Fledermäuse Winterschlaf halten.
Beide Gruben sind stillgelegte Marmorbrüche, wo seinerzeit hochqualitativer roter Marmor gewonnen wurde. Dieser ist letzlich nichts anderes als mit Eisenerz verunreinigter und unter Hitze und Druck geratener Muschelkalk des Elbingeröder Revieres. Auf dem Weg zum "Weißen Stahlberg" kann man durch einen stillgelegten Eisenbahntunnel wandern. Direkt darüber mit geringer Erdüberdeckung befinden sich Gräber des Neuwerker Friedhofes. Wenn es also im Tunnel tropft oder jetzt dort die Eiszapfen wachsen, hat "Oma" evtl. kürzlich oben gut gegossen Der Mundlochbereich vom "Weißen Stahlberg" ist beeindruckend großräumig. Innen findet man noch viel vom roten Marmor vor. Noch weiter drinnen geht die Farbe des Gesteins nach weiß über (mergelartig). Die gegenüberliegende "Bergkirche" (was nicht der echte Name ist, sondern von uns Grubenwanderern vergeben wurde), ist ebenso ein großräumiger Grubenbau, der der Gewinnung von rotem Marmor diente. Heute bietet die Grube alles, was eine echte Kirche ausmacht: Eine Super-Akustik (hier möchte ich mal ein Konzert hören [ich weiß - Träumerei], Silbermann-Orgel und Altar (alles Versinterungs-Formen), Seitenschiff und Empore (Weitungen) und ein Taufbecken. Letzteres ist eine scheinbar normale Pfütze von mehreren in einer Reihe, nur es ist etwa 10 Meter tief, also ein wassergefülltes Gesenk. Der Weg zu den Gruben führt an einer Pension vorbei, die von innen weit mehr hermacht als von außen. Eine freundliche Wirtin zeigte uns die Räumlichkeiten, auch wenn dort momentan gerade eine Woche Betriebsferien sind. Es ist ein schönes Quartier in einer tollen Altbergbau-Umgebung. Vielleicht läßt sich ja damit mal irgendwas anfangen... Zu den Bildern: 1. Der Eisenbahntunnel. Hier weilt man tatsächlich "unter" den Toten (räumlich gesehen) 2. Das Mundloch vom "Weißen Stahlberg" 3. Harry untersucht einen Querschlag 4. Das Mundloch der "Bergkirche" 5. Jörg am Taufbecken |