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Alt 05.01.2012, 12:44   #31
Andrew.derLuchs
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Ausstellung erzählt Geschichte des Nahverkehrs in Hannover-Limmer

© HAZ - Hannoversche Allgemeine Zeitung | 05.01.2012 von Felix Klabe

St.-Nicolai-Kirche

Ausstellung erzählt Geschichte des Nahverkehrs in Limmer

Viele Wege führen nach Limmer – so schien es vor mehr als Hundert Jahren. Eine Ausstellung in der Kirche der St.-Nicolai-Gemeinde an der Sackmannstraße erzählt ab kommenden Sonntag die Geschichte vieler historischer Stadtbahnlinien, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts Limmer mit Buchholz, Laatzen oder der Innenstadt verbanden.

Anziehungspunkt im Stadtteil war der Limmerbrunnen, ein Kurbad mit Schwefelquellen. Das Schwimmen mit Heilversprechen lockte die Menschen in die Badeanstalt, die ihre erste Saison im Sommer 1794 eröffnete. Schaukästen und Vitrinen auf der Empore des Gotteshauses zeigen mehr als 60 historische Aufnahmen, Karten und Fahrscheine, die von einer lebendigen Zeit auf den Schienen zeugen – noch lange vor der Linie 10, die heute bei Ahlemern, Davenstedtern, Lindenern und Limmeranern als die Verbindung zur Innenstadt gilt.

Stadtteilhistoriker Rudolf Lotze betreut bereits seine 14. Ausstellung in der Kirche – das bäuerliche Leben im Dorf etwa, oder auch alte Gasthöfe waren bereits Thema. In der aktuellen Schau stellt Lotze anlässlich des 120-jährigen Bestehens der Verkehrsbetriebe Üstra auch viele seiner privaten Stücke aus. Die Leidenschaft des 72-Jährigen ist die Briefmarkenkunde. Durch seinen Sammeleifer sind auch Motive zusammengekommen, die sich mit der Stadtbahnhistorie beschäftigen.

„Ein ganz besonderes Ziel war der Limmerbrunnen, der mehr als nur ein Bad für die Menschen war“, erklärt er. Sie seien mit den Stadtbahnen zum Tanz, zu Feiern und zu Konzerten nach Limmer gekommen. Zunächst nutzen sie ab 1854 den ersten Pferdeomnibus, der zwischen Hauptbahnhof und Limmerbrunnen verkehrte. Die Omnibusse wurden in den Folgejahren durch Pferdebahnen ersetzt. Später fuhren die Bahnen elektrisch, anfangs nicht überall mit Oberleitung, weil der Rat Strommasten für die Innenstadt strikt ablehnte. Schnell stellte sich der Akkumulatorbetrieb als unrentabel heraus, und Oberleitungen waren unumgänglich. Eine besondere Verbindung sei die Linie 1 gewesen, sagt Lotze. Sie verband von 1922 bis 1937 Limmer und Laatzen mit Halt am Küchengarten, Glocksee, Steintor, Kröpcke und Aegidientorplatz. Aber auch die Linie 3, die von Limmer über die Innenstadt, den Thielenplatz, das Neue Rathaus, den Lister Platz und die Podbi hoch nach Groß-Buchholz führte, wird mit Bildern aus der Nachkriegszeit illustriert.

Neben Fakten und Fahrplänen hält Lotze aber auch kleine Anekdoten bereit: Unmittelbar vor Kriegsende, als alle Lastwagen für die Streitkräfte im Einsatz waren, schafften in Belgien hergestellte Sommerwagen, Gemüse vom Klagesmarkt nach Limmer. Lotze erinnert sich noch an „Lüttje“ Puls, den Limmeraner Gemüsehändler von der Hardenbergerstraße / Kirchhöfnerstraße. „Sein Laden war so klein, wie er selbst“, erzählt Lotze. „Seine Gurken lagerte er vor der Tür.“ Ohne die Gemüsewagen hätte die Händler im Stadtteil ihre Ware nicht bekommen. „Man musste sich was einfallen lassen in diesen Zeiten.“

Die Ausstellung ist ab Sonntag, 8. Januar, bis zum Gemeindefest im Juni täglich von 11 Uhr bis 18 Uhr auf der Empore der St.-Nicolai-Kirche in der Sackmannstraße zu besichtigen. Neben den Stadtbahnen gibt es auch Bilder von bunt bemalten Häusern und Hinterhöfen in Limmer. Ebenfalls werden sakrale Gegenstände ausgestellt, etwa Taufpokale der Gemeinde.



© HAZ - Hannoversche Allgemeine Zeitung | 05.01.2012
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