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Alt 11.01.2023, 06:26   #2
Lucius
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Der zweite Punkt, welcher stutzig macht, ist die im Laufe der Jahre plötzlich zunehmende „Detailtreue“ der Karten. Auf der ersten Karte, von der sich eine Kopie im Nachlaß des leider 2017 verstorbenen Fürstenberger Heimatforschers Erich Köhler befindet, sind die Informationen eher spärlich. Man erkennt den Umriß des Sees, die markanten Baumstümpfe und ein Spitzdach mit einem Kreuz.
Auf später publizierten Versionen wurde eine Vielzahl Details hinzugefügt und Ortsnamen ergänzt.
Topografische Ungereimtheiten wurden großzügig mit der Begründung, es handele sich lediglich um eine Skizze, abgetan. Nur eine Skizze ? Der Zeichner war angeblich Offizier der Luftwaffe. Damals wie heute ist ein nicht unerheblicher Teil des Offiziersstudiums die Unterweisung in Militärtopografie. Jeder leitende Soldat muss in der Lage sein, für Meldungen Gefechtsfeldskizzen zu lesen und auch selber anzufertigen. Und zwar nach einem festgesetzten Schema, daß auch Fremde, wie zum Beispiel Melder oder Spähtrupps, sich anhand dieser Geländeskizzen orientieren konnen. Dazu ist es notwendig, markante topografische Punkte einzuzeichnen.
Betrachtet man die Skizze unter diesem Gesichtspunkt, ist der Stolpsee darauf nur mit viel Phantasie und gutem Willen zu erkennen. Was am Stolpsee ebenfalls durch Abwesenheit glänzt, ist das markante und für die Orientierung wichtige Kreuz auf dem Spitzdach. Zwar trug in Himmelpfort zeitweise ein Gebäude einer Brauerei ein Kreuz auf dem First, aber dieses Bauwerk war nie die nötige und üblicherweise verwendete markante Landmarke.

Die Unstimmigkeit der Skizze fiel auch schon anderen Forschern auf. So rückte zeitweise der Stolper See bei Möllenbeck ins Augenmerk der Schatzsucher. Auch hier stimmten die Örtlichkeiten in mehreren Punkten überein, Unstimmigkeiten wurden auch hier mit der Begründung, es handele sich lediglich um eine Skizze, beiseite gewischt. Auch bot der Ort eine interessante Geschichte, befand sich doch hier der private Landsitz Martin Bormanns und der Ortsname fiel im Zusammenhang mit Kunstgutverlagerungen aus Ostpreußen. Spannende Geschichte, aber wohl leider die falsche Baustelle.
Nein, um die Skizze des Sees mit der möglichen Verbergung in Einklang zu bringen, galt es, erstmal alle bisherigen Aktionen zu ignorieren, die Suche auf „Start“ zu setzen. Im konkreten Fall bedeutete dies, die Ursprungsversion der Karte, ohne Ortsnamen und Zusatzinformationen, per Overlay über die Luftbilder der märkischen Seen zu legen, bis eine Übereinstimmung in wesentlichen Punkten erzielt war.
Ich begann mit meiner Suche am „Nullpunkt“ der Geschichte, in Carinhall. Ab dort nahm ich mir sternförmig jeden See der Umgebung vor, indem ich die Schatzkarte erst „normal“, dann spiegelbildlich und danach mit umgekehrter Himmelsrichtung über den Kartenbildern der Gewässer platzierte. Lange mußte ich nicht suchen, bis...BINGO!
Auf einen Seeumriß passte die Karte wie die Faust aufs Auge. Naja, fast. Jetzt das Programm auf Satellitenansicht-zweimal BINGO!! Unter der „Haus“-Skizze lag ein Gehöft, das Dach mit Kreuz zeigte EXAKT auf eine Dorfkirche. Die Bucht, die Geländestufe-alles da ! Jetzt wurde es spannend .
Würde das Gelände auch vor Ort den Anforderungen entsprechen ?? Waren die Geländepunkte markant genug, um Eingang in eine Lageskizze zu finden ??
Ein Ortstermin brachte Klarheit. Die Bucht war perfekt. Ein Weg führte fast direkt ans Wasser, wo ein Bootssteg in der Bucht in den See ragte. Gegenüber zeichneten sich die Umrisse eines Dorfes gegen den Horizont ab, gekrönt vom Turm einer Dorfkirche, deren goldenes Turmkreuz in der Sonne funkelte. In der baumbestandenen Bucht fanden sich zwar nach 70 Jahren keine Nägel in Baumstümpfen mehr, wohl aber zwischen den üblichen Erlen einige Eichen.
Natürlich gab es auch hier Punkte auf der Skizze, die sich nicht in Übereinstimmung bringen ließen.
Aber- wesentlich weniger als an allen bisherigen Seen.
Ein Rätsel gibt nach wie vor der Steinbogen mit dem Namen „Petrus“ auf. Diese Symbolik war ausschlaggebend für die erste Verortung der Skizze an den Stolpsee. Der Bogen wurde als Tür zu Petrus, in den Himmel-also als kryptischen Hinweis auf den Ort Himmelpfort gedeutet.
Am zweiten potentiellen Ort, am Stolper See, tat man dies als künstlerische Freiheit ab.
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Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und Scheiß Götter! zu rufen.
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