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Alt 04.05.2012, 20:10   #1
Mitch
Lehnsmann

 
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Mein mittelalterlicher Brunnen

Auf der gepflasterten Terrasse standen einige Pflastersteine hoch. Neulich störten sie mich und ich wollte es korrigieren. Ich nahm die Steine raus und unter dem Füllsand kam eine Metallplatte zum vorschein. Mal vorsichtig geklopft - hohl!
Unter der Eisenplatte guckte ich dann in einen Brunnenschacht.

Nach ein paar Fotos schaltete ich den LWL (Denkmalamt) ein. Der Archäologe vom LWL, der sich den Brunnen genau ansah, meinte: "Herzlichen Glückwunsch, spätes Mittelalter".

Ich zwängte mich durch das enge Einstiegsloch (46 x 46 cm) und wir schufen so ca. 1,5 m³ Schlamm, Bauschutt und sonstwas raus. Eine sehr aufwändige wie bescheuerte Arbeit.
Der Brunnen hat einen Durchmesser von ca. 1,40 - 1,50 Meter. Er ist aus Sandstein gebaut, ohne Mörtel. Die Sandsteinplatten wurden lose in den Lehmboden gedrückt / gehämmert.
Wie tief er ist weiß nur einer, und der sagt es mir nicht

Früher, als der Brunnen nicht mehr als solcher, sondern als Regenwasserzisterne genutzt wurde trug man ihn einen Meter unter Bodenniveau ab , verstreute die Sandsteinbrocken im Untergrund und verpasse ihm eine gemauerte Kuppel mit dem o.g. Einstiegsloch. Eine Saugleitung wurde installiert und das Wasser durch eine elektrische Pumpe nach oben befördert.
In den goldenen Fünfziger Jahren, als jedes Haus hier ans städtische Wassernetz angeschlossen wurde, befüllte der Vater der Vorbesitzerin den Brunnenschacht mit Bauschutt. Darunter auch die alte Fassade mit dem Segensspruch. Fragmente hiervon fanden wir im Brunnen.
Deckel drauf, drüber gepflastert und vergessen... Bis vor ein paar Tagen.

Vorgestern beschlossen wir, den Brunnen freizulegen und zwar von außen!
Die hässliche Kuppel sollte komplett weg.
Also der Brunnen hat einen Außendurchmesser von 2,3 - 2,6 Meter. Einen Meter tief macht zusammen viel Maloche und einen riesigen Berg an Mutterboden, Lehm und Sandsteinbrocken.

Heute sind wir fast fertig geworden. Zwei Meißel, und ein Hammer fielen mir natürlich rein. Hammer und Meißel, das waren mein Werkzeuge. Ich habe bewusst auf den Boschhammer verzichtet, dafür bin ich wohl noch zu "Old-School".

Die Fotos zeigen den Brunnen direkt nach seiner Entdeckung, gestern und heute.

Suchen: Gefunden haben wir beim Ausheben der Erdmassen viele Scherben von Flaschen, Steingut, Blumentöpfen,etc. zwei Pullen Schnaps, viele, sehr viele rostige Nägel, ein Wildschweinskelett in Fragmenten aber eben mit den Hauern, ein Abzeichen mit HK und sage und schreibe einen Reichspfennig von... unleserlich, da aus Zink.

Jetzt bich ich ziemlich kaputt und hoffe Euch mit dieser Geschichte etwas Gutes gebracht zu haben.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen aus dem Münsterland
Mitch
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