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Alt 08.12.2021, 09:01   #745
2augen1nase
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@ U.R. : Wie gesagt, ich kenne die Verarbeitung von Bleiwolle nur, wenn sie richtig eingestemmt wird - von den Herstellern wird eine Mindestfugentiefe von 25mm angegeben - es gilt wohl auch hier: Fugentiefe = doppelte Fugenbreite.

In der Praxis natürlich so meist nicht vorzufinden, gerade im Denkmalbereich quält man sich häufig mit engeren Fugen. Daher kenne ich solche Fugen meist nur im Anschlußbereich von Verblechungen, da die meist eh nachträglich eingesetzt werden.

Ist aber auch mal spannend den Aufwand zu hören mit Eichenkeilen. Mein Senf zu Keilen: Würd ich im Naturstein so nicht machen, denn da ramponiert man ganz schnell die Kanten. Ich hab das damals mit verschiedenen Flacheisen gemacht und bin am Ende nochmal mit einem sehr Breiten und stumpfen Eisen drübergegangen - denn eine saubere Oberfläche hinzubekommen ist tatsächlich schwer.

@ Hopfenhof: Ich persönlich habe weit weniger Vertrauen zu den "dauerelastischen" Dichtmassen, zumal sie in so einem Bereich eigentlich gar nichts zu suchen haben. Eine Fuge, gerade an so einer Stelle, muss nicht "dicht" sein - im Gegenteil, es wäre fatal, wenn dem so wäre. Die benötigte Elastizität bringt auch ein Kalkmörtel mit und der hat den weiteren Vorteil, dass er eben nicht abdichtet, so wie das Zementmörtel machen. Außerdem erhärtet Kalk relativ spannungsarm, daher gibts aus meiner Sicht für eine solche Fuge keine bessere Lösung als der klassische Kalkmörtel - der muss aber dennoch auf das umgebende Steinmaterial angepasst sein, die Fuge muss immer weicher sein als der umgebende Stein.

Ich arbeite fast nur mit angepassten Fugenmörteln, da mir die Standard-Druckfestigkeiten (in aller Regel um die 10N / mm2) zu straff sind. Optimal liege ich in einem Bereich von 1-2 N / mm2 - zumindest bei diesem Material.

Polymerfugen mache ich gar nicht, ebensowenig Silikon (hat im Außenbereich meiner Ansicht nach eh nix zu suchen), den einzigen Kompromiss gehe ich für den Anschluss zwischen Fenster und Naturstein mit einem "Fugen-u. Rissspachtel", der allerdings auf Basis einer Latex-Emulsion ist.


Was die Handwerkskunst angeht, so weiß ich nicht ob da wirklich so viel verloren geht... Eigentlich gibts für ziemlich alles noch irgendwo einen Spezialisten, der sich dem Thema widmet. Es wird halt nur nicht mehr so "breit getragen" wie früher, weshalb das ein oder andere Mal wohl auch etwas das Vertrauen fehlt - so wie bei dir zum Beispiel beim Thema Fugen.


Übrigens:

Am Montag hat mich auf der Baustelle jemand wegen seiner Mauer angesprochen: Trotz Einsatz von Trasszementmörtel kommt es dort nach Jahren zu massiven Ausblühungen im Fugenbereich. Als ich ihn fragte wie die Abdeckung aussieht, war mir alles klar: Polygonalplatten, mit Flexkleber verlegt und mit Silikon verfugt... Das kann nicht funktionieren, nicht dauerhaft und da hilft auch der beste Trassmörtel nichts. Warum es nicht funktionieren kann: Durch die Polygonalplatten als Abdeckung viel zu viele und mit Sicherheit auch zu große Fugen - Silikon für solche dicken Fugen das absolut falscheste was man machen kann. Schadensursache liegt vermutlich im Flexkleber - der wird durch die Feuchtigkeit die eben doch eindringt angelöst und "seift" dann an den Stellen wo er es kann (nämlich in der Fuge mit dem größten Kapillaarraum wo in diesem Fall einzig die Austrocknung stattfinden kann) aus und hinterlässt "Sinterschichten". Hat also mit dem Trassmörtel erstmal nichts zu tun, sondern mit Flexkleber, zu großem Fugenanteil und falscher Dichtmasse. Alle Komponentensind für Naturstein geeignet - helfen aber bei falscher Anwendung eben auch nicht.

Das ist übrigens ein Grund, weswegen ich keine Plattentreppen im Außenbereich baue. Mit Blockstufen brauch man den ganzen Quatsch nämlich nicht und minimiert so auch die Fehlerquellen. Wenn Plattentreppe, dann so verlegt, dass die Brühe weg kann - also Verlegeung auf Mörtelstreifen. Oder man baut eben ein superkompliziertes Drainagesystem von Schlüter ein (was aber irgendwann auch "dicht" ist...)

Eigentlich ist das alles nicht so kompliziert, man braucht doch nur schauen, was vor hundert Jahren gebaut wurde und welche Schäden zu beobachten sind. In aller Regel haben bei Blockstufentreppen die Fundamente die Hufe hoch gemacht, oder es gibt Feuchtigkeitsprobleme, weil die Stufen in die Wand eingelassen wurden & es keine Sperren gab. Minimalaufwand, das in den Griff zu bekommen und dann eine richtig haltbare Treppe zu bekommen....


Aber...ich schweife ab....
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