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Alt 28.01.2008, 16:26   #52
corsa
Heerführer

 
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Hätte man da das Gerät nicht besser konserviert, also so verpackt, dass nichts dran kommt?
Naja, paar Jahre wirds schon so gehalten haben, fuer viel laenger war das ganz sicher ohnehin nicht geplant. Und immerhin, nach 50 Jahren ist der Kram doch noch ganz gut erhalten.

Versetzen wir uns mal in die spaeten 50er, da stand der Krieg mit dem Ostblock quasi taeglich vor der Tuer. Da ist niemand davon ausgegangen, dass solche Geraete laenger als ein paar Jahre (vielleicht 5 oder 10) ungenutzt da liegen. Und danach waer die Technik ja eh ueberholt und zu ersetzen gewesen.

Der "normale" Agentenfunker, also der - ich nenns mal "Achsenzaehler"-Funker -, hatte sein Geraet nicht im Wald vergraben, weil er ja regelmaessig senden musste (das waer nicht sonderlich clever gewesen, wenn er dann immer am Sendetag irgendwo in den Wald fahren und das Geraet holen muesste). Mit anderen Worten, der hatte es meist in Reichweite seines normalen Lebensumfeldes - also zu Hause, auf Arbeit, allerdings so, dass man es ihm bei Entdeckung nicht persoenlich zuordnen konnte, also z.B. in einem gemeinschaftlich genutzten Raum versteckt, wo es fuer ihn leicht zu erreichen war, aber nicht auffiel - in der Regel versteckt man geheime Technik am allerbesten in nichtgeheimer Technik, also in einem Radio, einer Heizung, damals einem Plattenspieler, etc..
Die Codetabelle - in der Regel wesentlich komplexer als die hier gefundene - hatte er nicht am Geraet, sondern woanders gut versteckt untergebracht, in der Regel so, dass er sie beim Entdecken des Geraets noch rechtzeitig beseitigen konnte.

Im Gegensatz dazu gibts den Schlaeferfunker, der erst im Kriegs- oder Spannungsfall aufgeweckt wird. Der hat zwar schon, allerdings seltener, Kontakt mit dem Dienst, fuer den er arbeitet, aber in der normalen Situation soll er, um nicht aufzufliegen, ganz normal leben und keine weitere Verbindung halten.

Erst in der Krisensituation kriegt er dann von einem Verbindungsmann den Befehl, sich das Geraet vom Versteck X zu holen und aktiv zu werden (deshalb liegt die im Vergleich zum Achsenzaehler-Funker viel simplere Codetabelle auch beim Geraet). Von da an beobachtet er sein Zielgebiet und berichtet ueber die Stimmungs- und militaerische Lage. Da der Spannungsfall bereits eingetreten ist, wird hier dann auch nicht mehr so sehr viel Wert auf die Sicherung des Agenten gelegt, wie das ja durch das gut versteckte Lagern (sehr aufwendig) der Funktechnik in Reichweite des Achsenzaehler-Funkers erreicht wurde. Der Schlaeferfunker holt sich das Teil halt und versucht damit zurechtzukommen - deshalb auch die idiotensichere Codeliste - und sendet halt von wo es ihm gerade passt. Risiko ist dabei, aber der Agent soll ja auch nicht ueber Monate liefern, sondern in einer zeitlich begrenzten Krisensituation. Danach ist der Krieg entweder gewonnen oder der Agent verbuddelt das Geraet und versucht, moeglichst unauffaellig weiterzuleben.

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Man könnte sich auch mal an die Fernspähschule der Bundeswehr oder die NATO-Fernspähschule wenden, die haben vielleicht noch Beschreibungen oder sogar ganze Geräte in ihrer Lehrsammlung...
Tipp hier herkunftsseitig eher auf Gehlen/BND und/oder amerikanischen Dienst.
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