Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.04.2021, 09:44   #607
2augen1nase
Themenstarter
Heerführer

 
Benutzerbild von 2augen1nase
 
Registriert seit: Mar 2007
Ort: Chemnitz
Detektor: keiner.. leider
Beiträge: 5,356

Ist das ein Angebot?


Die Werkzeuge sind nicht das teure, das glaube ich nicht. Habe neulich erst einen Katalog von einem großen Händler in dem Bereich bekommen, da gabs verschiedene Fräswerkzeuge (also diamantbesetzte Frässtifte, z.B für Küchenarbeitsplatten) ab 130€ / Stück. Selbst wenn: Mein Sägeblatt kostete damals zwar 1000€, aber das hält bis heute und hat sich innerhalb von ca. 5 Jahren (?) gerade mal zur Hälfte abgenutzt.

Theoretisch könnte ich ja für meine Brückensäge eine Steuerung basteln lassen, damit die gerade Profile fräsen kann - selbst damit wär mir schon geholfen. Allerdings kostet sowas mehrere tausend Euro - und genau beziffern kann das keiner, wegen der Programmierung, der Justierung usw.

Das Problem sehe ich eher an der Stelle, dass die Maschinen größer sein müssen als herkömmliche Fräsmaschinen, da ja auch die Teile oft größer sind. Dann kommt hinzu, dass die Maschine unglaubliche Last abkönnen muss - was ja gerade bei Drehtellern schnell ins Geld geht. Wenn ich dran denke, dass alleine die Reparatur des Hydraulikzylinders an meinem Tisch (inkl. Wartung Fusspumpe und Ersatz Hydraulikschlauch ca. 1000€ gekostet hat - ohne Montage - , das wird dann schon teuer... unter 2 to macht es wohl keinen Sinn da überhaupt drüber nachzudenken.

Das entscheidende ist wohl aber: Stein ist einfach ein aggressives Medium. Zur Kühlung braucht es Unmengen Wasser, es entsteht Schlamm ohne Ende und der ist (je nach Material) schon auch aggrresiv. Deswegen gibt es selten wirklich gute gebrauchte Brückensägen - entweder sind diese extrem alt und noch aus der "robusten" Ära - dann aber meist ohne Steuerung oder mit total überalteter Steuerung für die es keinen Ersatz mehr gibt - oder die Maschinen sind schlichtweg Schrott, weil durchgerostet, Lager völlig zerschlissen usw.

Und wenn es dann doch mal gute gebrauchte neueren Datums gibt, gehen die Preise meist so im mittleren 5 Stelligen Bereich los...

Mit meiner Säge hatte ich richtig Glück - denn in neu, mit gleichen Funktionen aber kleiner, hätte die Maschine 80.000€ gekostet.

Vom Prinzip her hast du aber Recht: Es ist keine komplizierte Technik. Schlussendlich sind es bei meiner Maschine ja auch nur 3 gesteuerte Achsen die da verfahren - aber wieviel Aufwand in der Steuerung steckt, kann ich auch nicht einschätzen. Mein Glück ist, dass die Maschine von einem konstruiert wurde, der wohl früher bei der Wismut AG tätig war, also einem DDR Betrieb. Die "Mentalität" ist bei der Maschine gut zu erkennen: fast alles ist mit herkömmlichen Normteilen konstruiert, gut zugänglich, einfach zu warten, gut zu pflegen, günstig auszutauschen (wenns doch mal muss) und insgesamt recht solide gebaut.

Wenn ich da an unsere Vorgängermaschine aus Italien denke... Gut, die hatte mehr Leistung und auch noch ein paar andere Features, aber im Prinzip hab ich mit der das gleiche gemacht. Da meine Maschine einen Stufenschnitt hat (automatische Absenkung), nutze ich das häufig - das ging bei der alten Maschine meines Wissens nach nicht. Das einzige was bei meiner Maschine doof ist: der Tiefenanschlag lässt sich nicht schön einstellen - fällt aber auch nur auf, weil sich alle anderen Anschläge total simpel einrichten lassen.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen: So eine Maschine macht auch nie den vollen Job. Es bedarf immer der Nacharbeit durch die Hand eines Steinmetzen - außer vielleicht bei sowas wie Küchenarbeitsplatten, also Stücke, die man auf die Maschine auslegen kann. (scharfe Kanten oder rechte Winkel lassen sich mit einem runden Fräser eben nicht erzeugen - Oberflächenbearbeitungen schon gleich gar nicht)

Somit wäre es schlussendlich nur körperlich eine Entlastung, das Fräsen wäre vermutlich immer teurer, als die rein handwerkliche Herstellung - mit Ausnahme sehr großer und sehr aufwendiger Stücke vielleicht.

Und: Grundvoraussetzung ist natürlich auch immer eine einwandfreie CAD Datei - und die ist für manch simple Steinmetzarbeit nicht selten kompliziert zu erstellen.

Hier mal ein spannendes Beispiel aus dem Bereich der Gewölbe. Herr Wendland beschreibt das in dem Beitrag recht gut: https://www.youtube.com/watch?v=KokrF7dneXQ&t=1027s

(Übrigens: dazu hat er auch ein tolles Buch herausgebracht: "Steinerne Ranken, wunderbare Maschinen - Entwurf und Planung spätgotischer Gewölbe und ihrer Einzelteile"

Hab das Buch gerade erst bekommen und freue mich schon darauf es zu lesen (auch wenn die Hoffnung gering ist, danach Gewölbe planen zu können)
__________________
Genossen und Genossinnen! Geniesset den genuß der Genossenschaften, denn es könnte vorkommen, dass die
Nachkommen mit dem Einkommen der Vorkommen nicht auskommen und daher umkommen!
2augen1nase ist offline   Mit Zitat antworten