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Alt 28.05.2022, 09:49   #18
Sorgnix
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Zitat:
Zitat von Sir Quickly Beitrag anzeigen
Nichtsdestotrotz habe ich mich gefragt, warum der Mörtel dann nicht verbrennt… spannend!
"Verbrennen" kann im Normalfall eben meist auch nur zementhaltiger Mörtel, wenn ihm zu schnell
das Wasser entzogen wird, das er braucht um chemisch abzubinden.
Mit dem Wasser entsteht ein "Gel", was "quillt" und die einzelnen Sandkörner umschließt,
somit ein Netz/Gerüst bildet.
Ohne bzw. mit zu wenig Wasser kann das Gel nicht so umfangreich quellen, wird halt früher mit weniger "Gerüst" fest.
Mörtelbrocken können dann zwischen Fingern zerbröselt werden.

Nachträglich zugeführtes Wasser, wenn der Mörtel schon fest ist, hilft nicht mehr.
Wenn die Gel-Bildung abgeschlossen ist, ist es eben vorbei.


Bei KALKmörtel bindet der Mörtel mit dem Co2 der Luft ab, wird wieder zu festem Kalkstein.
Das Wasser braucht er, um eben auch plastisch zu sein, verarbeitet werden zu können,
weniger zum abbinden/fest werden.
Hinterher entsteht mit der Kalksteinwerdung auch wieder so etwas wie ein "Gerüst". Dieses umschließt
dann die einzelnen Sandkörner, die "Füllstoff" sind. Die Festigkeit ist dann eben geringer
wie bei 100 % reinem Kalkstein - aber es hält trotzdem einiges aus.

Kalk-Zement-Mörtel ist dann die Mischung aus beidem.
es gibt halt für jeden Bedarf/Anforderung an das Endprodukt die passende Mischung.


Zitat:
Zitat von Sir Quickly Beitrag anzeigen
… warum klebt dieser Mörtel offenbar wie Loctite? Mehr als Kalk und Zement kann das doch auch nicht sein?!
weiterer Ausflug in die Physik:

Alle Welt kennt und liebt Haftputz.
Gipsmörtel eben.
Weil die Pampe so schön klebt. An Wand wie auch Decke - der Kram fällt schlecht wieder ab.
Trotzdem aber Gips - mit auch allen schlechten Eigenschaften. Braucht man nicht überall ...

Im Gegenzug dazu versuche mal, normalen Kalk-Zement- oder Kalkmörtel an die Wand
zu werfen. Noch besser: An die Decke
Das hält nicht unbedingt. (Zugegeben: Kalkmörtel hält wg. Feinheit leichter)
Wer zum Vergleich solchen Mörtel nur mit einem Glättespan analog zum klebrigen Gipsmörtel
aufziehen will, erlebt meist die böse Überraschung. Auch wenn es manchmal zu Beginn oder auch
für ein paar Minuten hält - oft klappt die Mörtelschicht wieder runter ...

Es gehört Technik dazu, solchen Mörtel an die Wand zu kriegen.
Der Mörtel wird mit der Kelle "angeworfen". Mit einer runden, kreisförmigen Bewegung mit
der Kelle aus dem Handgelenk. Der Mörtel fliegt nach Verlassen der Kelle "frei" durch die Luft,
legt bzw. "rollt" sich dann wie eine Walze auf die Wand.
Dabei drückt er in dieser "Rollbewegung" die Luft zw. Mörtel und Wand weg, so daß in der
Berührungsfläche mehr oder weniger ein Vakuum entsteht, die Mörtelplatte quasi vom Luftdruck
gegen die Wand gedrückt wird, nicht nur - aber auch mit - wg. "Anhangskraft" hält.

Rollbewegung ist das Zauberwort - den Unterschied erkennt der Laie schnell, wenn er den Mörten
"frontal", im rechten Winkel zur Wand anwirft ...

Häufig erkennt man die Unterschiede bei Putzflächen zwischen "angeworfen" und "aufgezogen".
Bei "angeworfen" findet eine stärkere Verkrallung des Mörtels mit den Poren des Ziegeluntergrundes statt.
Bei "aufgezogen" mangelt es oft an der Verkrallung - weil häufig nicht alle Luft aus der Berührungsfläche
gedrückt wurde. Wo Luft/Hohlraum, da kann sich das Gel beim quellen nicht entsprechend verkrallen ...
Deshalb klingt ab und an ne Putzfläche auch schon mal "hohl". Die Mörtelplatte hält in sich,
aber eben nicht an der Wand ...


So.
Das war jetzt lang - und trotzdem nicht vollständig ...

Gruß
Jörg
__________________
Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hat
zu tun mit der Blödheit ihrer Bewunderer ...

(Heiner Geißler)
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