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Deistergeist 19.09.2009 22:36

Zeche Antonie in 30890 Bantorf
 
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Moin!

Die Anlagen des Bantorfer Bergbaus waren in den letzten Monaten ja schon 2 Mal Ziel von geführten Wanderungen. Kamerad Schlepper , der Stadtarchivar von Barsinghausen und ich konnten interessierten Besuchern eine Menge über die Relikte des Bergbaus erzählen. Diverse alte Fotos und technische Zeichnungen haben wir inzwischen zusammengetragen, auch Geleucht aus dem Bantorfer Revier wurde freundlicherweise von ehemaligen Bergleuten zur Verfügung gestellt.

Kurz gesagt: Das könnte mehr werden, als "nur" ein Bericht in einem Internetforum.

Ich möchte hier in relativ kurzer Form auf die Zeche Antonie eingehen, die sich direkt im Ort Bantorf befindet. Warum? Damit die Internetsuche von Bergbaufreunden nicht ohne Ergebnis bleibt, eventuell haben sich ja auch schon andere Menschen mit dieser Zeche beschäftigt...und man könnte Infos tauschen.




1854 (bis 1857)
Ernst Hostmann (Sohn von Carl Hostmann, Gründer der Hüttengesellschaft zu Peine) und Kaufmann C. L. Rieffenberg erwerben die Rechte zur Gewinnung von Kohlen im Bereich Bantorf, Luttringhausen, Hohenbostel, Wichtringhausen, Winninghausen, Barsinghausen, Eckerde und Goltern.

1856
Schacht Carl wird auf der „Bantorfer Hohen Heide“ abgeteuft, bei 80 Metern ist die Kohle erreicht.

1857
Am 01.09.1857 konstituierte sich die Deisterbergwerks–Gesellschaft als Kommanditgesellschaft auf Aktien(Grundkapital 450 000 Taler).
Hostmann versucht das Barsinghäuser Gemeindebergwerk zu kaufen. Der Staat bietet 40 000 Taler mehr - für insgesamt 292 500 Taler wechselt das Bergwerk am 14.12.1857 den Besitzer.


1859
Am 15.05.1859 ändern sich die Rechtsverhältnisse in Bantorf, aus der Kommanditgesellschaft wird eine Aktiengesellschaft.

1861
Ein Brand vernichtet die Tagesanlagen von Schacht Carl.

1863
Die Gesellschaft ist finanziell am Ende. Der neue Schacht Antonie ist noch nicht fertiggestellt. Die Zechengebäude sind erbaut, Wasserhaltungsmaschinen liegen zum Aufbau bereit.

1870
Die neue Actiengesellschaft Bantorfer Bergwerks-Gesellschaft übernimmt für 175 000 Taler die Gewinnungsrechte in Bantorf, Luttringhausen, Hohenbostel, Winninghausen und Wichtringhausen. Grundstücke und Anlagen der Deister-Bergwerksgesellschaft sind im Preis inbegriffen.

1891
Eberhard Grimm, 1839 im Siegerland geboren, verdiente sich schon als zehnjähriger „Haldenjunge“ das erste Geld auf Kohle. Nach dreijähriger Arbeit in den Goldgruben des südlichen Afrikas leitete Eberhard Grimm von 1891 bis 1900 das Bergwerk in Bantorf, zwei Jahre später starb er.



1907
Am 01.07.1907 übernimmt der Staat zum Preis von 1,7 Millionen Mark die Bantorfer Bergwerksanlagen. Noch im selben Jahr wird eine Verbindung mit den Barsinghäuser Tiefbauanlagen geschaffen.

1916
Zulassung von Karbidlampen im Tiefbau der Zeche Antonie.

1922
Einführung vom Elektrischen Geleucht Typ CEAG RmC

1923
Alle Baue unter der 200 m Sohle werden zur Schlagwettergrube erklärt.


1924
Umstellung der Wasserhaltung von Dampf auf Elektrischen Betrieb.




1928
Der Staat bzw. inzwischen die PREUSSAG verkündet die Stillegung des Bantorfer Bergwerks. Die meisten Bergleute arbeiten in den Barsinghäuser Anlagen weiter.

1938-1941
Sümpfung der abgesoffenen Abbaue in Bantorf. Die Förderung der abgebauten Steinkohlen erfolgt über die Barsinghäuser Tiefbauanlagen.

Die Bergehalde der Zeche Antonie wird 1938 abgetragen, das Material als Fahrbahnunterbau für die neue Autobahn verwendet (heutige A2). Der 60 Meter hohe Schornstein der Zeche wird am 06.07.38 von Mindener Pionieren gesprengt.

Im WK 2
In Bantorf waren 20 bis 30 Kriegsgefangene polnischer, französischer und belgischer Herkunft auf der früheren Schachtanlage im Arbeitskommando 1021 „Altes Bergwerk“ untergebracht. Die Gefangenen mußten in Bantorf, Hohenbostel, Winninghausen und Wichtringhausen in der Landwirtschaft oder in der Bantorfer Sirupfabrik Meierfreund arbeiten. Das Arbeitskommando wurde von der Gemeinde betrieben, die das Gebäude von der Bergwerksverwaltung in Barsinghausen gemietet hatte.

Deistergeist 19.09.2009 22:55

Foto 1 und 2 zeigen den eingekürzten Malakowturm ( http://de.wikipedia.org/wiki/Malakow-Turm ) der Zeche, mit den teilweise ebenfalls eingekürzten Seitenflügeln. Durch den Umbau zu Wohnungen hat sich das Hauptgebäude zwar relativ stark verändert, ist aber immerhin erhalten geblieben und steht inzwischen unter Denkmalschutz.

Foto 3 ist eine Aufnahme von Osten. Die "Alte Zeche" bildet gut erkennbar einen besonderen Teil des Dorfes, auch heute noch durch Felder deutlich von der reinen Wohnbebauung abgetrennt.

Foto 4 ist ein Detail der ehemaligen Lampenstube und Waschkaue. Die Inschrift befindet sich über der Tür des Gebäudes.

Wolfo 19.09.2009 23:00

:yeap

Mit dem Kohlenbergbau bin ich noch nicht ganz 'per du', aber du schaffst es langsam mein Interesse zu wecken :).
Ich schau bei Gelegenheit mal in Feggendorf vorbei.

Glück Auf,
wolfo

Klaf 19.09.2009 23:15

Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
|: Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, :|
|: schon angezündt’ :|
Schon angezündt’! Das wirft seinen Schein,
|: und damit so fahren wir bei der Nacht, :|
|: ins Bergwerk ein :|
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut’ sein,
|: die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht, :|
|: aus Felsgestein :|
Aus Felsenstein, hau’n wir das Gold,
|: doch dem schwarzbraunen Mägdelein, bei der Nacht, :|
|: dem sein wir hold :|
Ade, nun ade! Lieb’ Schätzelein!
|: Und da drunten in dem tiefen finst’ren Schacht, bei der Nacht, :|
|: da denk’ ich dein :|
Und kehr ich heim, zum Schätzelein,
|: dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, :|
|: Glück auf, Glück auf! :|

Deistergeist 20.09.2009 08:09

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Auf den ersten Fotos ist eine vermutlich in Bantorf verwendete Öllampe zu sehen, bei uns als Ölkrüsel bezeichnet. Sonst aber auch unter Kopfschelle bekannt. Solch Geleucht wird an der (Filz-) Mütze befestigt...

Der alte "Hydrant" ist ein Relikt der Wasserversorgung. Das Abpumpen der Wasser aus den Tiefbauanlagen sorgte für ein Trockenfallen der Hausbrunnen der Bevölkerung, der Bergwerksbetreiber musste einspringen. Aus dieser Zeit haben sich noch Wasserhochbehälter, Wasserleitungen und die auf dem Foto dargestellte Wasserentnahmestelle erhalten. Bis auf einen der alten Wasserhochbehälter dürfte heute nichts mehr in Benutzung sein.


Glückauf! Thomas

Deistergeist 20.09.2009 09:59

http://www.barsinghausen.de/internet...03000085&typ=2

Der Internetauftritt der Stadt Barsinghausen verfügt zum Thema Ortsteil Bantorf über zahlreiche schöne Fotos, darunter auch Aufnahmen der Zeche.

Glückauf!

Deistergeist 31.01.2015 13:17

Das Hauptgebäude steht unter Denkmalschutz, aber eine erklärende Tafel ist leider bisher noch nicht in Sicht. Deshalb hier noch eine kurze Erläuterung:

Mittlerer Gebäudeteil mit Förderturm. Körbe: je Fahrt 8 Personen oder 2 10-Scheffelwagen.

Östlicher Anbau, große Wasserpumpe, später Kompressor und Beamtenwohnungen.

Westlicher Anbau, Wohnung Direktor(oben), im unteren Bereich Büros, Steigerzimmer und Magazin.

10 kleine Pferde für die Strecken, 2 große Pferde für den Einsatz über Tage. 8 bis 10 Schmiede, 3 Tischler. Ställe und Schmiede/Tischlerei waren auch im östlichen Bereich, umgebaut zu Wohnzwecken.


Die Angaben gehen auf die Vorträge von Heinrich Ohlendorf aus Hohenbostel zurück.


Glückauf!

Haldenschreck 26.05.2015 16:28

Moin,
ich war vor kurzem mal da. Kann es sein, dass die Lampenstube bzw. Kaue zwischenzeitlich platt gemacht worden ist?

Deistergeist 26.05.2015 21:28

Ja, leider-2013. Und die Substanz war wirklich noch sehr gut, kein Renovierungsstau.

Glückauf! Thomas

Deistergeist 16.06.2015 22:54

http://www.myheimat.de/barsinghausen...-d2538308.html


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