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newbiex2006 14.12.2006 23:43

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Sehr schön, auf so eine Anleitung habe ich schon lange gewartet. Hab hier auch so eine unbehandelte fünfpfundige Haubitzengranate seit 2 Monaten rumzuliegen und noch nix zur Restauration getan. Hab mich vor der Lyse und dem Bad im destillierten H²0 gescheut, weil zu langatmig und aufwendig das ganze Prozedere. Ich hätte halt gern auch schnell, gute Resultate. Danke für die Tips.

Gruß, newbiex2006.

seewolf 15.12.2006 00:01

Hallo Reiner !
Ich habe noch nicht so viel erfahrungen mit der E- Lyse aber den besten Erfolg hatte ich bis jetzt mit: eine Stelle blank machen und den Kupferdraht mit einem Schraubenzieher draufdrücken und die Stelle mit Heißkleber Abdecken und beim erkalten im letzten moment den Schraubenzieher hochheben dann noch einen Tropfen Heiskleber drauf.Nach der E-Lyse einfach mit einer Zange abmachen.

Drusus 15.12.2006 00:04

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Zitat:

Zitat von newbiex2006 (Beitrag 275591)
Hab hier auch so eine unbehandelte fünfpfundige Haubitzengranate seit 2 Monaten rumzuliegen und noch nix zur Restauration getan. Hab mich vor der Lyse und dem Bad im destillierten H²0 gescheut, weil zu langatmig und aufwendig das ganze Prozedere.

Hallo newbiex2006,

wässern hättest Du Deine Kugel schon sollen, denn das Entsalzen wird laut C-4 immer schwieriger, je mehr die Kugel austrocknet (am besten ausgraben und feucht halten). Klar ist das Procedere gemäß http://www.restaurierung-und-mehr.de...ntsalzung.html etwas aufwändig, aber nicht kompliziert. Und mir persönlich macht das Spaß und ist jetzt auch ganz ideal für die dunkle Jahreszeit, wo man nach 17.00 Uhr eh nicht mehr rauskann.

Hier mal ein paar Bilder, welche den Werdegang der ersten 5 Wochen meiner Kugel dokumentieren.
Bild 1: Fundzustand, nur Erde abgewaschen.
Bild 2: nach 10 Tagen Wässern mit grober Drahtbürste behandelt.
Bild 3: nach ca. 5 Wochen einmal in heißem destillierten Wasser gekocht (ca. 25 Minuten), dann mit einem kleinen Hammer vorsichtig die größeren Rostbeulen "kleingeklopft" und anschließend noch mit zwei verschiedenen Drahtbürsten gebürstet.

Seitdem bürste ich sie alle 5 Tage noch mal ein bisschen (alle 10 Tage wechsle ich das Wasser) und in einem Monat kommt sie dann raus, wird ordentlich getrocknet und anschließend in Paraffin gekocht.

Viele Grüße,
Günter

PS: die Kaliber darf man übrigens nicht mit den heutigen Pfunden vergleichen. Damals war das Pfund nicht 0,5kg, sondern ganz nach Land unterschiedlich. Eine österreichische Sechspfünder-Kugel wog z.B. 2,74 kg. Und bei Hohlkugeln, wie Deiner, sieht die Sache eh noch mal anders aus - da wurde das Kaliber meist in Inch angegeben.

newbiex2006 15.12.2006 00:39

Jepp, Günter, hab verstanden ! Danke Dir ! Das Teil geht nachher (X+ 8 Std.) ins destillierte H²0. Und dann weiter lt. Anleitung C4. Wir wollen doch nicht, dass ausgerechnet bei mir ein Stück Geschichte einfach so verkommt, nein !!
(Aber hohl ist die noch nicht ganz, da befindet sich immer noch irgendwelche unbestimmte, grieselige, pulverförmige Materie im Inneren der Kugel, die das Gesamtgewicht von genau 2,5 kg nicht unwesentlich beeinflusst !!)

Gruß,newbiex2006.

curious 15.12.2006 01:00

Mach doch eine metallene Schraubzwinge fest, so wie die Masse bei größeren Schweißgeräten.

waldschrat01 15.12.2006 07:01

Hallo Reiner Bay,

ich habe vor Jahren mit meiner Methode sehr gute Erfahrungen gemacht. Einfach, ohne großen Aufwand.
Erst mechanisch entrosten. Kurze leichte Schläge mit kleinem Hammer. Bitte aber so, daß keine Dellen entstehen. Notfalls Vertiefungen mit kleinem Dremel bei Vertiefungen nachhelfen. Dann Sandgestrahlt..... Fertig. Mit Bienenwachs o.ä. konservieren wenn Bedarf besteht.
Wie schon hier zuvor erwähnt, sollte die normale Korrosionsschicht ruhig erkennbar sein. Sieht wirklich am besten aus. Blanke Kugeln wirken hierbei nicht optisch interessant.
Erfahrungsgemäß rostet solch eine Kugel nicht mehr sonderlich nach bei trockener Lagerung. Die Materialien sind anders als heute.
Meine Kugel verschenkte ich damals an einen befreundeten Waffenhändler, bei dem sie sich heute noch in der Ausstellung befindet und hat sich optisch nicht verändert. Ich persönlich habe sie damals überhaupt nicht konserviert.

Beste Grüße vom waldschrat01

Reiner_Bay 16.12.2006 00:30

Hi Günter,
viel Fortschritt habe ich hierbei noch nicht gemacht. Meine Kugeln liegen noch heute im DemiWasser. Der optische Zustand entspricht Deinem 3. Bild.
An sich hatte ich mich nun entschlossen die Kugeln nicht in die Elektrolyse zu geben, sondern in dem jetzigen Zustand zu lassen.
Sollte ich noch einige der Kügelchen finden kann es jedoch ssein dass ich eine für die vollständige Entrostung "opfere".
Das Gewicht hatte ich mit einer Waage ermittelt. Nach meinen Büchern gab es diese Kaliber auch. :grbl

Drusus 16.12.2006 13:04

Hallo Reiner,

ich habe hier etliche Bücher über die Napoleonischen Kriege und die daran beteiligten Parteien. Zumindest für diese Zeit konnte ich dort keine Fünfpfünder finden. Die verwendeten Kaliber für Feldartillerie waren Vier-, Sechs-, Acht- und Zwölfpfünder. Anfangs wurden auch Einpfünder-Kanonen verwendet, die sich aber als wenig effektiv herausstellten

Eine interessante (englische) Seite zu diesem Thema ist http://napoleonistyka.atspace.com/artillery_tactics.htm

Viele Grüße,
Günter

Drusus 31.12.2006 17:03

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Ich möchte Euch in diesem Zusammenhang noch was Interessantes präsentieren: die selbstreinigende Kartätschenkugel!

Das war jetzt natürlich stark übertrieben, aber das Teil hat mich schon erstaunt. Ohne Elektrolyse und ohne Chemie wird die wieder gut sauber. Einfach nur durch leichtes Klopfen mit einem ganz kleinen Hammer und Bürsten mit einer wichen Stahlbürste - Die Rostkruste fliegt da ganz von selbst weg und das Ding pellt sich wie ein Ei.

Ich war auch ganz überrascht, wie gut die Kugel (Durchmesser 28mm - aus einer franz. großen Büchsenkartätsche) unter der doch anfänglich sehr mächtigen Rostschicht erhalten ist - man kann noch gut die durch die Naht erkennen, wo die zwei Gussformen zusammen kamen und auch noch die Stelle, an der das Metall eingefüllt wurde.

Hier drei Bilder: 1 Fundzustand, 2. grober Rost weggeklopft, 3. nach 2 Wochen in destilliertem Wasserbad kurz rausgenommen und mit Hammer und Bürste gereinigt.

Viele Grüße, guten Rutsch und ein fundreiches 2007,
Günter

PS: meine Frau gehört zu den wenigen Menschen, die jemals einen Kartätschentreffer unbeschadet überlebt haben. Gesten lag sie in der Badewanne, wo sie einschlief und ich bürstete währenddessen im Waschbecken diese Kugel, wobei sie mir doch glatt aus der Hand flutschte und ihr seitlich auf den Rücken flog. Sie wachte zwar auf, erschrak tüchtig, schimpfte etwas und verwies mich nebst Kugel des Bades, aber mehr ist nicht passiert ;)

C-4 31.12.2006 17:48

Gibts, bei Guss-Teuilen erhält sich manchmal die Guss-Haut, der Rost befindet sich dann quasi darüber. Läßt sich leicht entfernen, diese Teile erhalten sich auch gut. Kommt aber immer auf den Boden an.

PS: Du solltest mal über einen anderen Arbeitsplatz nachdenken... auf meine Verhältnisse übertragen, wäre der Schaden beträchtlich größer gewesen... :D


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