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fleischsalat 08.07.2012 18:49

Steinaxt Selbstversuch
 
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Moin zusammen!

Um das Sommerloch hier im Forum mal ein bisschen aufzulockern, möchte ich Euch ein kleines Projekt vorstellen:

Die Fertigung einer Steinaxt (Merke: Äxte sind meist die mit Schaftloch:rolleyes::D)

Als erstes braucht man einen geeigneten Stein. Den auf Bild 1-3 zu sehenden habe ich letzte Woche gefunden. Von der Form her handelt er sich perfekt für eine Axt, auch das Material schien ganz brauchbar. Ein kleiner Reibtest (Bild 1) sollte die Schleifbarkeit feststellen.

fleischsalat 08.07.2012 18:52

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Der Schleifprozess wurde wie auch schon bei dem letztens hier vorgestellten Steinbeil auf einer Sandsteinplatte durchgeführt. Als „Schleifmittel“ dienten wieder Wasser und Sand.
Zuerst musste der Stein abgeflacht und so auf die gewünschte Dicke gebracht werden.
Schon nach kurzer Zeit achten sich die ersten Ergebnisse bemerkbar.

Um einen Stein zu schleifen, haben sich bisher kreisende Bewegungen als am besten geeignet herausgestellt. Auf diese Weise bekommt man eine schöne, glatte Fläche.

Hinweis: Für Schleifbewegungen die ganze Steinplatte nutzen, da man sonst schnell eine Mulde in die Platte reibt und das Werkstück dadurch schnell von seiner gewünschten Form abkommt... !
Wichtig ist, den mit der Hand ausgeführten Druck gleichmäßig auf den Stein zu bringen- Wird partiell mehr Druck als auf dem Rest ausgeübt, kommt der Stein ebenfalls schnell aus der Form, da er mitunter leicht ankippt!

fleischsalat 08.07.2012 18:54

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Beim eben erwähnten Abflachen wird der Stein in eine grobe Form gebracht. Natürlich kann er mit Schlagwerkzeugen vorher zugerichtet werden. Ich bevorzuge allerdings das gleichmäßige Schleifen, da auf diese Weise keine Risse oder ungewollte Abplatzungen entstehen, die zu einem Neustart des Versuchs oder einer Formveränderung führen.
Auf Bild 12 wird deutlich, dass der Stein in sich einen kleinen Drall hat, was bei der Herstellung der Klinge sehr wichtig ist.

fleischsalat 08.07.2012 18:58

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Auf Bild 14 und 15 seht ihr die fertige Klinge. Leider hat der Stein im Inneren ein paar Risse, die mir erst beim schleifen aufgefallen sind. Ob er noch zum Holzschlagen geeignet ist, wird sich zeigen... .
Nun ist eigentlich alles bereit für den Bohrvorgang mit einem Bogenbohrer.
Der Bohrer wird aus einem dicken und möglichst graden Holunderzweig gefertigt. Da der Holunder in seinem Kern hohl ist, führt man eine Art Kernbohrung aus uns spart massig Energie und Zeit, da der Bohrer nicht so viel Auflagefläche hat.
Der Holunderzweig muss vorher von seinem Mark im Inneren und von seiner Rinde befreit werden.
Die Kante habe ich ein bisschen angespitzt (Der Bohrer bekommt beim Bohren auch eine leichte Spitze, aber das „Anspitzen“ spart ein bisschen Zeit).

Um zu verhindern, dass der Bohrer auf dem Werkstück „tanzt“, macht es Sinn, eine kleine Mulde im Stein zu schaffen. So erhält er eine halbwegs gute Führung.

fleischsalat 08.07.2012 19:00

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Da der Holunderzweig auch oben hohl ist, wird um die Rotation des Bohrers zu unterstützen, eine Art Widerlager mit einem aus härterem Holz (In diesem Fall Birnenbaum) hergestellt.
Schnell war klar, dass Eiche oder Buche wohl besser geeignet sind.
Auf diese Weise erspart man sich auch Brandblasen an den Händen... .

Die Klinge wird jetzt mit Stöckern im Boden fixiert, um ein Verrutschen zu verhindern.

fleischsalat 08.07.2012 19:03

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Hier sind ein paar Details des Bohrvorgangs zu sehen, sowie der Aufbau des Bogenbohrers.
Die verwendete Schnur ist leider nicht ganz zeitgenössisch, aber es war grad nichts anderes zur Hand... .

Auf dem letzten Bild ist der Fortschritt nach etwas mehr als einer Stunde zu sehen.
Der in der Mitte stehende Kern resultiert durch die Kernbohrung.
Der Bohrer sollte schön leichtgängig sein, aber nicht zu viel Spiel haben.
Um das Bohren zu vereinfachen, sollte man den Holunderzweig bis kurz unter den Zapfen vom Widerlager mit Sand füllen. Der Sand muss möglichst fein sein, da kleine Steinchen den Bohrer zum Stocken bringen... .

fleischsalat 08.07.2012 19:08

Es ist außerdem ganz hilfreich, wenn man die Bohrstelle von Außen mit Sand anhäufelt. Auch der Sand im "Bohrer" muss in etwa nach 1-2 Min. nachgefüllt werden.

Der Rest der Sache folgt nächstes Wochenende, da ich es leider nicht mehr geschafft habe, das 4,3cm lange Schaftloch zu Ende zu Bohren:rolleyes::rolleyes:
Leider endet so ein Wochenende ja auch mal...

fleischsalat 08.07.2012 19:09

Achso: Die Bruchstellen an der Klinge sind durch falsch gesetzten Druck entstanden. In diesem Punkt muss ich noch ein bisschen üben.:suspekt:

Schreck 08.07.2012 19:24

Klasse ganz grosser Sport!
Hochinteressant halt uns bitte auf dem Laufenden...
Bin gespannt wie das Projekt am Ende ausschaut,
Schreck

Deistergeist 08.07.2012 20:17

:eek:eek:eek
Und ich dachte, meine Wochenenden wären merkwürdig...:rolleyes:
Respekt, sieht gut aus. Zum Thema Steinbearbeitung und diverser Steinzeitkleber lese ich gelegentlich in meiner Bogensportzeitung etwas, die sammele ich aber nicht.


Glückauf!


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