Schatzsucher.de

Schatzsucher.de (http://www.schatzsucher.de/Foren/index.php)
-   Experimentelle Archäologie (http://www.schatzsucher.de/Foren/forumdisplay.php?f=169)
-   -   Bronzeguss- Zweiteilige Gussform (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=75307)

fleischsalat 31.12.2012 14:11

Bronzeguss- Zweiteilige Gussform
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Hier findet Ihr die Anleitung zum Herstellen einer zweiteiligen Gussform (Zweiteiliger Schalenguss) für den Bronzeguss.
Es soll ein Griffplattendolch entstehen.

Feste Gussformen haben den Vorteil, dass sie mehrmals verwendet werden können.
Beim Stein habe ich mich für einen Steatit entschieden, weil er extrem hitzebeständig und relativ leicht zu bearbeiten ist.

Zuerst muss der unförmige Brocken in Form gebracht werden. Um das zu erreichen, kann man den Stein entweder in Form „picken“, oder ihn mittels Schnur und Sand zersägen. Einen Stein mit einer Schnur sägen? Ja, man kann!

Hierzu längt man sich ein bisschen Schnur ab (ungefähr die doppelte Länge der zu schneidenen Strecke). Dann wird die Schnur kurz in Wasser getaucht und dann in Sand gewälzt.
Der Sand klebt jetzt an der Schnur.

fleischsalat 31.12.2012 14:15

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Die mit Sand behaftete Schnur wird unter leichtem Druck auf dem Stein hin- und her bewegt.
Es geht erstaunlich schnell, bis man erste Erfolge erkennen kann.

fleischsalat 31.12.2012 14:19

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Da der Stein noch etwas unförmig ist, kann es sein, dass zuerst nur auf zwei Seiten Kerben entstehen. Das macht nichts, denn die Schnur sorgt ja trotzdem für einen geraden Schnitt.

ODAS 31.12.2012 14:21

Moin,

ist die Schnurr zum sägen aus Hanf? Wie lange dauert, denn so ungefähr das sägen bis zu dem Stand in deinem zweiten Post letztes Bild?

Hält die Schnurr das so lange aus oder ist die immer nach ein paar mm oder cm kaputt?

Sehr interessant, hätte nun nicht gedacht, dass das funktioniert :eek

Gruß und bald ein schönes neues Jahr,
Oliver

fleischsalat 31.12.2012 14:22

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Wenn man einen groben Kasten aus dem Brocken herausgesägt hat, nimmt man ein paar Pflöcke und spitzt sie mit einer Geweihaxt oder einem Dechsel an.
Die Pflöcke werden in die Erde gehämmert und sorgen dafür, dass die Form beim nächsten (und wichtigsten Schnitt) nicht verrutschen kann.

fleischsalat 31.12.2012 14:27

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Jetzt wird der Stein in zwei Hälften gesägt. Hierzu werden wieder Schnur, Sand und Wasser benötigt.
Wenn man endlich zwei Hälften hat, wird die Kontur des Negativs angezeichnet.

fleischsalat 31.12.2012 14:30

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Die Kontur wird vorsichtig mit einem Geweihmeißel „eingepickert“.
Da die Klinge etwas dicker werden soll, als die Griffplatte, wird zuerst die Griffplatte in den Stein gemeißelt. Schaben kann man auch, jedoch sollten die Außengrenzen der Form schon so bearbeitet sein, dass der Meißel nicht aus dem Negativ herausschießt. Trotz allem empfiehlt es sich, nur weiche, kurze Schläge zu setzen.
Wenn das Nagativ der Griffplatte fertig ist, kann man sich der späteren Klinge zuwenden.

fleischsalat 31.12.2012 14:34

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Bei der Klinge sollte man zuerst von der Spitze an einen Mittelgrat in den Stein pickern.
Wenn man diese „Führungslinie erstmal hat, wird die Mitte wieder von der Spitze an mit einem Meißel etwas ausgeschliffen. In Richtung Griffplatte wird er stetig etwas tiefer.
Diese „Rille“ hat den Vorteil, dass man nun recht leicht eine saubere Klingenwölbung hinbekommt.

Jede Klingenseite wird nun mit einem leichten Winkel von der Mitte nach außen herausgearbeitet.
Da die angezeichneten Konturen auf Steatit nicht besonders gut halten, habe ich mich erstmal den Bohrlöchern zugewandt:

Um zu verhindern, dass der Bohrer aus den Löchern „tanzt“, habe ich mittels Meißel kleine Eintiefungen eingehämmert. Jetzt kann man mit dem Bohren beginnen.
Da Steatit ja relativ weich ist, kann man ihn problemlos mit einem Flintbohrer bohren.
Die Bauanleitung für einen solchen Bohrer findet ihr hier:
http://schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=75304

fleischsalat 31.12.2012 14:38

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Wenn alle Löcher gebohrt sind (Mindestens zwei pro Schale), nimmt man sich eine Säge, einen Stock und einen Abschlag zur Hand.
Der Stock wird zuerst entrindet, dann sägt man zwei kleine Zapfen.
Diese Zapfen wirken ähnlich wie Holzdübel und sorgen dafür, dass die Form nicht verrutscht.

fleischsalat 31.12.2012 14:42

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Die frisch geschnitzten Zapfen werden in die Löcher eingesetzt und die beiden Gussschalen aufeinander gelegt. Mit etwas Glück schließen die Kanten sauber ab.
ACHTUNG: Beim Gießen muss die Form von Außen zusätzlich mit Zwingen oder Lederband, sowie gegen umkippen gesichert werden!
Nun ist die Gussform einsatzbereit.

fleischsalat 31.12.2012 14:52

Zitat:

Zitat von ODAS (Beitrag 754621)
Moin,

ist die Schnurr zum sägen aus Hanf? Wie lange dauert, denn so ungefähr das sägen bis zu dem Stand in deinem zweiten Post letztes Bild?

Hält die Schnurr das so lange aus oder ist die immer nach ein paar mm oder cm kaputt?

Sehr interessant, hätte nun nicht gedacht, dass das funktioniert :eek

Gruß und bald ein schönes neues Jahr,
Oliver

Etwa 3 Stunden.
Der Vollständigkeit halber: Mit der Schnur wurden nur 1,5 Seiten des Steins gesägt (Der zweite Schnitt ging etwas zu schräg und ich musste dann aus Steinmangel zu andern Mitteln greifen... :D).

Die Schnüre sind allesamt nicht gerissen, ich habe sie lediglich gewechselt, wenn sich das Steinmehl nicht mehr im Wasser ablösen ließ.

fleischsalat 31.12.2012 18:31

Noch was vergessen: Die Eingussöffnung sollte wenn möglich erst zum Schluß in den Stein gearbeitet werden, daher besteht sie Anfangs nur aus einem dünnen Schlitz.

Der Guss kommt dann nächstes Jahr (Aber nicht gleich sofort).

oliver.bohm 01.01.2013 17:01

Da bin ich ja mal gespannt, welcher Bronzequellen sich der geneigte Endzeittaler wohl bedient..?
...werden es Führungsringe von Flakgeschossen werden.., oder schlägt der Kirchenglocke im Ort bald die letzte Stunde..?:eek

Und das Thema Badezimmerfliesen kaufen, hat sich bei dir jetzt wohl auch erledigt...:D

Die werden mal ebend schnell selber gesägt..:dance

fleischsalat 01.01.2013 17:15

Zitat:

Zitat von oliver.bohm (Beitrag 754799)
Da bin ich ja mal gespannt, welcher Bronzequellen sich der geneigte Endzeittaler wohl bedient..?
...werden es Führungsringe von Flakgeschossen werden.., oder schlägt der Kirchenglocke im Ort bald die letzte Stunde..?:eek

Ne ne, die Bronze mische ich selbst.

oliver.bohm 01.01.2013 17:19

Bekommst die Rohstoffe aus der Umgebung?
Kannst du da auf natürliche Quellen zurückgreifen..?

fleischsalat 01.01.2013 17:21

Zitat:

Zitat von oliver.bohm (Beitrag 754804)
Kannst du da auf natürliche Quellen zurückgreifen..?

Eigentlich wollte ich tatsächlich selbst Kupfer verhütten, aber die Beschaffung des Rohstoffs hat sich etwas schwierig gestaltet... .

Perun 01.01.2013 17:30

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 754805)
Eigentlich wollte ich tatsächlich selbst Kupfer verhütten, aber die Beschaffung des Rohstoffs hat sich etwas schwierig gestaltet... .

Also muss das Kupferrohr und der Lötzinn erstmal herhalten .
Welches Mischungsverhältnis nimmst Du da ?

oliver.bohm 01.01.2013 17:33

Irgendwo auf Arbeit habe ich noch eine Zinnstange in Reinform liegen gehabt..

chabbs 01.01.2013 17:49

Nur mal eben als kurzer Einwurf: Du verrücktes Huhn hast mit einer Schnur einen Stein zersägt!
MacGyver ist nix gegen Dich! :)

Das hier ist für mich der bisher spannendste Thread! Bitte, bitte bald weitere Bilder und Ergebnisse!

Perun 01.01.2013 17:52

Zitat:

Zitat von chabbs (Beitrag 754817)
Nur mal eben als kurzer Einwurf: Du verrücktes Huhn hast mit einer Schnur einen Stein zersägt!
MacGyver ist nix gegen Dich! :)

Das hier ist für mich der bisher spannendste Thread! Bitte, bitte bald weitere Bilder und Ergebnisse!

Ein entsprechendes Unterforum war ja zugesagt. Ist toll die Arbeiten zu verfolgen. :yeap

splash 10.01.2013 12:14

mal eine Frage - wie stellt man sicher das die negative auf den beiden Steinplatten exakt aufeinander abgestimmt sind bzw genau gegenueber liegen? - gibt's da neben messen noch einen anderen Trick?

NordSchorsch 10.01.2013 14:43

Und wie geht's nach dem Giessen weiter? Extrem Interessant!

fleischsalat 10.01.2013 20:12

Zitat:

Zitat von splash (Beitrag 756079)
mal eine Frage - wie stellt man sicher das die negative auf den beiden Steinplatten exakt aufeinander abgestimmt sind bzw genau gegenueber liegen? - gibt's da neben messen noch einen anderen Trick?

Zuerst macht man eine Hälfte der Form, dann legt man die 2. daneben und nimmt sich die Maße mit einem Stöckchen. Die Punkte werden markiert, miteinander verbunden und die Form dann vorsichtig ausgepickert und geschliffen. Den Rest macht man nach Auge- Da die Klinge garantiert noch Nachbearbeitet werden muss, kann man eventuelle Fehler bestimmt noch beheben.
Ist auch mein erster Versuch mit der Thematik...

fleischsalat 10.01.2013 20:14

Zitat:

Zitat von NordSchorsch (Beitrag 756098)
Und wie geht's nach dem Giessen weiter? Extrem Interessant!

Nach der Nachbearbeitung soll das Ding noch nen Griff bekommen und poliert werden.
Gaaanz vielleicht spiele ich mich dann noch in Einlegetechniken aus:eek

elcapitan 10.01.2013 20:20

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 756170)
Zuerst macht man eine Hälfte der Form, dann legt man die 2. daneben und nimmt sich die Maße mit einem Stöckchen. Die Punkte werden markiert, miteinander verbunden und die Form dann vorsichtig ausgepickert und geschliffen. Den Rest macht man nach Auge- Da die Klinge garantiert noch Nachbearbeitet werden muss, kann man eventuelle Fehler bestimmt noch beheben.
Ist auch mein erster Versuch mit der Thematik...

Wie wärs mit nem Abdruck ?
z.B. mit Pflanzenfarben (Holunderbeeren etc.)
oder Holzkohle oder oder.....

:Proscht

fleischsalat 10.01.2013 20:29

Zitat:

Zitat von elcapitan (Beitrag 756172)
Wie wärs mit nem Abdruck ?
z.B. mit Pflanzenfarben (Holunderbeeren etc.)
oder Holzkohle oder oder.....

:Proscht

Mhhh...- Pflanzenfarben scheiden wohl aus. Ich habs mit Holzkohle gemacht und die ist schon extrem schnell verwischt.
Eine Möglichkeit wäre, sich eine Form aus Holz zu schnitzen und einfach die Konturen zu umreißen (Dafür war ich aber ehrlich gesagt etwas zu faul:D). Mal sehen, wenns jetzt wieder kalt wird, hab ich ja ein bisschen mehr Zeit...

fleischsalat 17.02.2013 20:13

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Dieses Wochenende war es dann soweit-

nach einer Reihe mehr oder weniger erfolgreichen Gussversuchen mit der offenen Form, hatte ich noch die zweiteilige auf dem Zettel. Schlechter konnte es ja nicht werden.

Zuerst mussten zwei Zwingen her, die verhindern sollen, dass die beiden Hälften auseinander klappen (Gegen seitliches Verrutschen ist die Form ja durch die Holzzapfen im Inneren geschützt).

Um diese Zwingen herzustellen, benötigt man 4 kurze Äste und reichlich Schnur.
Nun werden die Enden wie auf dem Bild zu sehen, zusammengebunden. Die Zwingen sollten fest, aber nicht zu fest sitzen, denn nach dem Vorwärmen der Form muss es schnell gehen.
Zum Vorwärmen wird die Form in die diagonal in die Holzkohle des zweiten Feuers gelegt.
Es kann nicht schaden, wenn die Form auch auf der Vorderseite mit Holzkohle bedeckt ist.
Um zu verhindern, dass Asche in die Form fällt, macht es Sinn, das Eingussloch an der Oberseite abzudecken. In diesem Fall hat den Job der Fehlguss eines Rasiermessers übernommen.

Unmittelbar vor dem Guss hebelt man die Form in eine senkrechte Position, zieht sie etwas aus der Glut und setzt die Zwingen an.
Jetzt muss es schnell gehen: Tiegel aus dem Ofen und GIEßEN!

Sobald die Form voll ist, läuft sie oben über. Durch den Kontakt mit Luft oxidiert die Bronze schwarzgrau.
Jetzt werden VORSICHTIG (Die Form ist verdammt heiß!!!) die Zwingen entfernt und die Form auf die Seite gelegt.
Sie kann nun geöffnet werden. Ein verdammt spannender Moment. Ist alles gutgegangen?

chabbs 17.02.2013 20:15

Ja, ist denn jetzt alles gut gegangen? Nicht so spannend, bitte!

fleischsalat 17.02.2013 20:17

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 5)
Naja, sieht auf den ersten Blick schonmal nicht schlecht aus.
Wie Ihr sehen könnt, habe ich vor dem Füllen noch ein paar kleine Luftkanäle angebracht (Hätte m.E. aber nicht sein müssen).
Am fertigen Gussstück hängt noch der Gusszapfen aus dem Eingusskanal.

Bei näherer Betrachtung war mir nicht grad nach Jubeln zumute: Ich erkannte Lunker, bzw Streckungen im Material.

Ich überlegte mir, wie es jetzt weitergehen sollte. Die Dolchklinge erstmal bearbeiten und dann weitersehen? Gleich zur Recycling-Bronze wollte ich das Teil nicht geben.
Es musste also ein Kompromiss her. Bevor ich mich an die mühsame Schleiferei mit Sandstein mache und hinterher alles umsonst ist, habe ich beschlossen, eine Seite maschinell etwas zu bearbeiten. Vielleicht ließ sich ja noch etwas retten.

Jetzt bin ich hin- und hergerissen. Die Streckung in der Klinge ist beidseitig an exakt derselben Stelle, man bekommt sie also nicht weg. Die restlichen Fehler ließen sich recht gut wegschleifen.
Gut, im Bereich auf den später der Griff aufgenietet wird, werden die Fehler später ohnehin nicht mehr zu sehen sein... .

Ansonsten kann im Großen und Ganzen nicht meckern für den ersten Guss mit der zweiteiligen Form ist das schon ganz okay denke ich

oliver.bohm 17.02.2013 20:25

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut... Liegt es am Kupfer..?
Was hast du genommen?

fleischsalat 17.02.2013 20:28

Zitat:

Zitat von oliver.bohm (Beitrag 760694)
Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut... Liegt es am Kupfer..?
Was hast du genommen?

Ich glaube, es liegt an der Form. Genauer an deren Aufheizung. Diese Fehler passieren, wenn die Gussspeise ungleichmäßig auskühlt. Kühlt sie irgendwo schneller aus, dann entstehen diese Streckungen. Vielleicht lasse ich sie nächstes Mal in der Holzkohle stehen während ich Gieße.

Rheinberger 17.02.2013 20:51

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 760697)
Ich glaube, es liegt an der Form. Genauer an deren Aufheizung. Diese Fehler passieren, wenn die Gussspeise ungleichmäßig auskühlt. Kühlt sie irgendwo schneller aus, dann entstehen diese Streckungen. Vielleicht lasse ich sie nächstes Mal in der Holzkohle stehen während ich Gieße.


Wichtig ist vor allem, daß während des Erstarrens Schmelze nachfließen kann, sonst entstehen diese Schwindungshohlräume. (das erstarrte Metall hat eine höhere Dichte, also weniger Volumen als die Schmelze, wenn nichts nachfließen kann, weil der Kopf in der Gießform schon erstarrt ist, entsteht halt ein Loch)

Das heißt, daß in der Gußform oben an der Einfüllöffnung ein genügend großer Vorrat an Schmelze vorhanden sein muß, also muß der Einfülltrichter genügend groß sein und vor zu schnellem Abkühlen geschützt werden.

Ein weiteres Thema sind in der Schmelze gelöste Gase die beim Erstarren freiwerden und auch irgendwohin wollen, macht den Guß porös.

Das mit der Schnur finde ich übrigens genial, ich bewundere Deine Geduld! :eek

fleischsalat 17.02.2013 21:51

Zitat:

Zitat von Rheinberger (Beitrag 760703)
Wichtig ist vor allem, daß während des Erstarrens Schmelze nachfließen kann, sonst entstehen diese Schwindungshohlräume. (das erstarrte Metall hat eine höhere Dichte, also weniger Volumen als die Schmelze, wenn nichts nachfließen kann, weil der Kopf in der Gießform schon erstarrt ist, entsteht halt ein Loch)

Das heißt, daß in der Gußform oben an der Einfüllöffnung ein genügend großer Vorrat an Schmelze vorhanden sein muß, also muß der Einfülltrichter genügend groß sein und vor zu schnellem Abkühlen geschützt werden.

Ein weiteres Thema sind in der Schmelze gelöste Gase die beim Erstarren freiwerden und auch irgendwohin wollen, macht den Guß porös.

Das mit der Schnur finde ich übrigens genial, ich bewundere Deine Geduld! :eek


Die Sache mit einem größerem Einguss hatte ich auch schon im Kopf. Habe ich leider auch erst gestern bei der Fehlersuche festgestellt ("Eingusstrichter muß gleiches oder größeres Volumen als das Gussstück aufweisen...").
Schaun wir mal. Bis auf ein paar ganz kleine Macken ist die Form ja noch okay.

Ich bin übrigens geneigt, die Klinge zu behalten und doch noch einen Dolch daraus zu bauen. Originale Vergleichsstücke haben teils noch üblere Gussfehler.

chabbs 18.02.2013 00:45

Ich finde das Ergebnis nicht wirklich schlecht. Im Gegenteil. Es wäre ja damals wahrscheinlich schon jeder zweite Hansel mit so einem Schwert rumgezogen, wenn es denn so einfach gewesen wäre!

Kann man nicht "einfach"- wie auch immer- die Einfließgeschwindikeit in die Form erhöhen? Mehr Druck? Das müsste doch auch einigen Fehlern vorbeugen?

fleischsalat 18.02.2013 07:44

Zitat:

Zitat von chabbs (Beitrag 760745)
Kann man nicht "einfach"- wie auch immer- die Einfließgeschwindikeit in die Form erhöhen? Mehr Druck? Das müsste doch auch einigen Fehlern vorbeugen?

Den Druck bekommt man durch den größeren Eingusstrichter.

chabbs 18.02.2013 09:25

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 760749)
Den Druck bekommt man durch den größeren Eingusstrichter.

Klingt logisch :)

Rheinberger 18.02.2013 11:21

Hat mit dem Druck weniger zu tun, dann müsste man den Speiser (den "Einfülltrichter") möglichst hoch bauen, damit eine möglichst hohe Schmelzensäule über der Form für hohen Druck sorgen könnte.

Der Trick ist wirklich, dafür zu sorgen, daß die Schmelze im Speiser als letztes erstarrt (sollte am einfachsten dadurch hinzukriegen sein, daß man den Speiser möglichst groß und mit möglichst kleiner abstrahlender Oberfläche baut) und also Schmelze "nachgespeist" werden kann, ansonsten kann die Schwindung beim Erstarren nicht ausgeglichen werden.

Wenn die Schmelze in der Form erstarrt und darüber noch Schmelze vorhanden ist, kann die Schwindung durch Nachspeisen von Schmelze ausgeglichen werden.

Wenn nicht, nicht! :D

Hier: kann man das im Detail nachlesen: http://www.giessereilexikon.de/index...ckcmd=LIST/420
  • Flüssige Schwindung: Schwindung zwischen Gieß- und Liquidustemperatur, die aber durch das flüssige Metall selbst ausgeglichen wird.
  • Erstarrungsschwindung: Ausgeprägte Schwindung zwischen Liquidus- und Solidustemperatur (Lunkerentstehung). (Genau hier liegt dein Problem!)
  • Feste Schwindung: Relativ geringe Schwindung zwischen Solidus- und Raumtemperatur, die durch Schwindmaßzugaben an Form/Modell ausgeglichen werden.
"Bei der Erstarrung von Metall tritt eine Volumenabnahme auf. Diese hat zur Folge, dass es in den zuletzt erstarrten Bereichen eines Gussstückes zu einer Hohlraumbildung (Lunker) kommt. Im Allgemeinen hat der Lunker eine mehr oder weniger ausgeprägte (werkstoffabhängige) Trichterform und sollte außerhalb des Gussstückes (z.B. im Speiser) liegen."

ogrikaze 20.02.2013 14:35

Ich finds genial und Hut ab vor Deiner Ausdauer:Proscht

waterandstone 24.02.2013 19:21

Ich schließe mich ogrikaze an ! Es ist ja fast wie bei mir beim Zinngießen. Die Formen sind nur aus Schiefer und das gießen überlasse ich dem Profi, damit die Form nicht zerbricht. Gieße lieber mit den käuflichen Formen :) aber da ist es schon manchmal nervend , wenn nicht jeder Guß gelingt - jedoch kann ich allles sofort erneut einschmelzen und einen neuen Versuch starten. :yeap
Hier sieht man echt mal was für einen Aufwand die Leute damals gehabt haben und nun versteht man auch wieso die Sachen so wertvoll gewesen sind.:neenee
Respekt vor deiner Leistung !!

fleischsalat 03.03.2013 20:13

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
Gestern der zweite Anlauf:

Ein kurzer Blick auf die Holzkohlevorräte machte schnell klar: Es muss im ersten Durchlauf klappen! Was soll ich sagen?
Es hat!:D:freu:freu Das letzte Bild lässt erahnen, wie es weitergeht. Dann aber in einem gesonderten Thema.
Hier geht es nur um die Herstellung einer funktionstüchtigen Gussform und den Guss selbst, nicht um die Fertigung eines Griffplattendolches.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:06 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.7.0 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.