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-   -   Bronzeguss- Offener Herdguss (http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=75457)

fleischsalat 09.01.2013 20:38

Bronzeguss- Offener Herdguss
 
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Moin, liebe Freunde der Bastelstunde!

Das Thema heute ist der sog. „Offene Herdguss“. Beim offenen Herdguss handelt es sich um ein Gussverfahren der Bronzezeit.
Charakteristisch ist, dass die Bronze in ein Negativ gegossen wird, ohne dass man eine zweite Negativhälfte oder eine Deckplatte benutzt.
Das Gussverfahren hat den Nachteil, dass die Rückseite der gegossenen Objekte stark nachbearbeitet werden muss und sich fast ausschließlich für einfache Formen wie z.B. Nadeln, Sicheln, oder Rasiermesser eignet.

Alles beginnt wieder mit der Herstellung der Form. Da ich wieder Steatit benutzt habe, möchte ich hier nicht weiter auf die Herstellung der Form eingehen. Alles grundlegende findet ihr in diesem Thread:

http://schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=75307


Wenn die Form fertig ist, entfacht man in direkter Nähe zum Schmelzofen ein kleines Feuer um die Form und den Tiegel vorzuwärmen und beginnt, den Ofen anzuheizen.

fleischsalat 09.01.2013 20:41

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Während der Ofen langsam auf Temperatur gebracht wird, werden Tiegel und Form weiter vorgewärmt. Dabei werden beide stetig weiter an des Feuer geschoben.

Wenn der Ofen seine Temperatur erreicht hat und die Holzkohle schön gleichmäßig glüht, Stellt man den Tiegel mit dem Kupfer hinein und sorgt für eine starke Belüftung.

fleischsalat 09.01.2013 20:42

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Tja, kurz nach dem Hinzugeben des Zinns hat sich der Tiegel verabschiedet und die Bronze ist in den Ofen gelaufen. Schade, aber wenigstens hat das Schmelzen soweit funktioniert.
Auf den Bildern seht ihr den gerissenen Tiegel. Achtet mal auf die Oberfläche des Tiegels: Sie ist in der Hitze des Schmelzofens verglast:eek:eek!

Um die noch anhaftenen Bronzereste etwas hervorzuheben, habe ich einen Tropfen ein bisschen angeschliffen.

fleischsalat 09.01.2013 20:47

Da mir das Wetter offensichtlich ein bisschen Zeit verschafft, muss ich mich wohl noch ein bisschen um den Tiegelbau kümmern...:rolleyes:

Rat-Balu 09.01.2013 22:14

Hey ihr müden Admins, wird Zeit das unser schmackhafter Brotaufstrich einen
eigenen Thread bekommt.
Da kommt viel Gutes.
Also ran !!!

Sorgnix 09.01.2013 22:18

:give me a

;)

... im "Untergrund" schlummert das fertige Forum schon seit zwei Wochen ( :eek ) :p
Der Stapellauf kommt halt später ... ;)

Gemach!
Rom wurde auch nicht an einem Tag ...
... und bislang sind wir hier ja noch in der Steinzeit :iron ;)

Gruß
Jörg

Rat-Balu 09.01.2013 22:24

Wollte auch nur ein wenig sticheln :rolleyes:
Ich weiß ja das du dran bist.

chabbs 09.01.2013 23:16

Zitat:

Zitat von Sorgnix (Beitrag 756039)
:give me a

... und bislang sind wir hier ja noch in der Steinzeit :iron ;)

Bronzezeit!!!:D:bussl

Sorgnix 09.01.2013 23:27

ich wußte es, daß das kommt ... :D

Schleifdorn 10.01.2013 10:29

Ich denke für den Tiegelbau ist mittelmäßig abgemagerter Ton notig. Mach die Wandung rundum möglichst gleichmäßig, und dann sollte der Tiegel vor dem Einsatz gebrannt werden, Möglichst hoche Temperaturen dass er ohne die Metallbelastung schon richtig sintert.

Am besten du stellst gleich mehrer Tiegel her.
Viel erfolg und Spass
Schleifdorn

fleischsalat 10.01.2013 19:25

Zitat:

Zitat von Schleifdorn (Beitrag 756075)
Ich denke für den Tiegelbau ist mittelmäßig abgemagerter Ton notig. Mach die Wandung rundum möglichst gleichmäßig, und dann sollte der Tiegel vor dem Einsatz gebrannt werden, Möglichst hoche Temperaturen dass er ohne die Metallbelastung schon richtig sintert.

Am besten du stellst gleich mehrer Tiegel her.
Viel erfolg und Spass
Schleifdorn

Gebrannt und ein bisschen "nach Auge" mit Granitgrus gemagert hab ich das Töpfchen schon, der Brand war auf jeden Fall okay, der Grus aber für die doch etwas höhere Hitze im Ofen scheinbar noch zu wenig.

Ich bin am überlegen, ob ich ein paar Fehlbrände kleinmache und die Reste mit etwas mehr Granit und eventuell Pferdehaaren in den Ton mische.
Sooo weit kann der Weg nicht mehr sein, denn kurzzeitig hat das Schmelzen ja funtioniert...:rolleyes:

Trotzdem Danke für die Tipps. Hast Du es selbst schon ausprobiert? Wenn ja, bitte ich um ein paar weitere Tips:D:bussl

oliver.bohm 13.01.2013 16:10

Nur am Rande..., wie hast du die Vertiefungen in den Stein geschaffen?:rolleyes:

Stein oder Bronzemeissel?:suspekt:

Und was stellt es da?

fleischsalat 13.01.2013 17:07

Zitat:

Zitat von oliver.bohm (Beitrag 756542)
Nur am Rande..., wie hast du die Vertiefungen in den Stein geschaffen?:rolleyes:

Stein oder Bronzemeissel?:suspekt:

Und was stellt es da?

Die Form wurde mit einem Geweihmeißel herausgearbeitet und anschleißend mit etwas Sand geglättet.
Ein Bronzemeißel war hier NOCH nicht im Einsatz:rolleyes:

Was es darstellt? Ganz einfach: Eine Doppelradnadel mit einem doppelten Felgenkranz und einem durchgehendem Speichenkreuz und vier Diagonalspeichen.
Auf eine Öse an der Kopfscheibe habe ich aus Platzgründen verzichtet.:eek:D

-Um es kurz zu machen: Eine Gewandnadel der Bronzezeit.

Zum aktuellen Stand schreibe ich nachher noch etwas, bin grad erst reingekommen...

fleischsalat 13.01.2013 17:40

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Ein (!) Tiegel hat gehalten...

Beim Gießen ist dann aber einiges schief gelaufen.
Wie ihr auf den ersten beiden Bildern sehen könnt, hat es nicht geklappt, die volle Form auszugießen. Die Bronze ist praktisch beim Guss erstarrt.
Ob das nun an den Außentemperaturen oder an der Temperatur der Schmelze liegt, kann ich noch nicht sagen. Werde den Tiegel beim nächsten Mal einfach noch länger im Ofen lassen.

Auf dem 3. Bild sieht man die eingangs schon angesprochene "überarbeitungswürdige" Rückseite.

Obwohl die Form immer gut vorgewärmt wurde, hat sie beim Eingießen der im Tiegel befindlichen Reste leider Schaden genommen.
Wobei ich glaube, dass es an den drei relativ schnell aufeinander folgenden Güssen liegt... .

Seis drum- Ich werde die Form wohl noch verwenden können.
Entweder, indem ich sie im gesamten etwas abflache und die Konturen wieder herausarbeite, oder indem ich größere Nachbearbeitung in Kauf nehme (Form bleibt dann so wie auf dem Bild zu sehen).

Bronze ist es zumindest schon...:D

Rheinberger 13.01.2013 17:56

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 756566)

Obwohl die Form immer gut vorgewärmt wurde, hat sie beim Eingießen der im Tiegel befindlichen Reste leider Schaden genommen.
Wobei ich glaube, dass es an den drei relativ schnell aufeinander folgenden Güssen liegt... .

Wie gut ist denn "gut vorgewärmt" bei Dir?
Bei solch kleinen Gußteilen sollte die Form eine ähnlich hohe Temperatur haben wie die Schmelze, ansonsten passiert das, was Du selbst beschrieben hast: Die Schmelze wird schlagargtig abgekühlt und friert Dir ein, bevor die Form anständig gefüllt ist.

Was ff-Material zerstört ist normalerweise nicht die Temperatur an sich, sondern der Temperaturwechsel, besonders schnelle Wechsel sind tödlich.

Spricht auch wieder dafür, die Form langsam! auf Schmelzetemperatur zu erwärmen und auch nach dem Guß nicht schroff abzukühlen.

Am besten gar nicht richtig kaltwerden lassen, sondern ausleeren, sobald die Schmelze erstarrt ist, dann dierekt wieder anwärmen und dann den nächsten Guß.

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 756566)
Seis drum- Ich werde die Form wohl noch verwenden können.
Entweder, indem ich sie im gesamten etwas abflache und die Konturen wieder herausarbeite, oder indem ich größere Nachbearbeitung in Kauf nehme (Form bleibt dann so wie auf dem Bild zu sehen).

Oder einfach die Vertiefungen tiefer machen, den Rest so lassen und die Form nur noch halb vollgießen?

Sieht der Guß eigentlich nicht blasig, also porös aus?

Falls ja, solltest Du die Schmelze unmittelbar vor dem Guß entgasen, unsere Altvorderen haben das durch "pöhlen" gemacht. Dabei wird unmittelbar vor dem Guß ein trockener!!! Ast in die Schmelze getaucht. :neenee

Superprojekt, wird weiter beobachtet! :yeap

chabbs 13.01.2013 17:57

Ich meine, mindestens die Römers hätten auch derbe Flussmittel für die Metalle benutzt. In römischen Münzen z.B. gerne auch mal Arsen :)

Ich weiß nicht, war in BZ usw. so etwas bekannt?

fleischsalat 13.01.2013 18:05

Zitat:

Zitat von Rheinberger (Beitrag 756574)
Wie gut ist denn "gut vorgewärmt" bei Dir?
Bei solch kleinen Gußteilen sollte die Form eine ähnlich hohe Temperatur haben wie die Schmelze, ansonsten passiert das, was Du selbst beschrieben hast: Die Schmelze wird schlagargtig abgekühlt und friert Dir ein, bevor die Form anständig gefüllt ist.

In der Glut eines HOLZfeuers vergewämt, dann direkt vor dem Guss auf einen Stein.

Das Problem war, dass die Schmelze beim Gießen am Tiegel eine Art "Schnabel" gebildet hat. Die Form selbst hat M.E. ihren Dienst getan.

Rheinberger 13.01.2013 18:20

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 756580)
Das Problem war, dass die Schmelze beim Gießen am Tiegel eine Art "Schnabel" gebildet hat.


Klingt nach zu wenig Überhitzung, Du hast wahrscheinlich zu wenig Temperaturreserve oberhalb der Erstarrungstemperatur. Dann reicht die kleinste Abkühlung und das Zeug erstarrt schlagartig.

fleischsalat 13.01.2013 18:22

Zitat:

Zitat von Rheinberger (Beitrag 756585)
Klingt nach zu wenig Überhitzung, Du hast wahrscheinlich zu wenig Temperaturreserve oberhalb der Erstarrungstemperatur. Dann reicht die kleinste Abkühlung und das Zeug erstarrt schlagartig.

Das war auch meine Theorie, denn die Außentemperaturen sollten ja nich ganz soo viel Einfluss auf den Guss nehmen.

oliver.bohm 13.01.2013 22:16

Kannst du die Form nicht ins Feuer stellen und gießen.. , dann das Feuer ausgehen lassen?:confused

Vetera 13.01.2013 22:34

Moin Moin

:Weihnacht: Cooler beitrag Fleischsalat immer weiter so..... .Du wirst sicher baldig deinen *Guss Meister * machen .

Ich bestelle schon mal im vorraus eine Grubenschmelzfilbel :D

Mein Tip wäre (Falls hilfreich). Lege die From Direkt auf einen Holzkohlegrill. Und stelle diesen Direkt neben deinen schmelzofen auf .


Ansonsten weiter viel glück bei deiner Arbeit halte uns auf den Laufenden :clap


MFG

Vetera

Heidecken 13.01.2013 23:59

Ich giesse ja Beruflich jeden Tag mehrere Tausend Batteriegitter.Ich würde versuchen das nächste mal alle stellen der form an die keine Bronze kommen soll mit Bienenwachs leicht zu beschmieren.Bei Blei jedenfalls ist es so das es sich dort dann sofort zurückzieht und meine auch irgendwo mal etwas darüber gelesen zu haben das sowas schon länger genutzt wird.

Wachsmalstifte gehen auch.

Die nächste idee wäre das ganze vieleicht doch abzudecken und aufrecht einzugiessen so das durch die flüssige bronze gut druck nach unten entsteht.

MfG
Andre

fleischsalat 14.01.2013 07:05

Zitat:

Zitat von Heidecken (Beitrag 756677)
Die nächste idee wäre das ganze vieleicht doch abzudecken und aufrecht einzugiessen so das durch die flüssige bronze gut druck nach unten entsteht.

Das bringt sicher was, aber es geht hier ja um den offenen Herdguss, nicht um den verdeckten (Der sicher auch noch folgen wird).
Die Form, bzw das, was mal gegossen wird, ist mir nicht so wichtig- es geht nur darum, die unterschiedlichen Gussarten zu zeigen (So sie denn funktionieren...:rolleyes:)

chabbs 14.01.2013 08:39

Und warum geht keiner auf meine Idee mit dem Fließmittel ein? Gibt es sowas nicht?

Rheinberger 14.01.2013 09:26

Zitat:

Zitat von chabbs (Beitrag 756575)
Ich meine, mindestens die Römers hätten auch derbe Flussmittel für die Metalle benutzt. In römischen Münzen z.B. gerne auch mal Arsen :)

Ich weiß nicht, war in BZ usw. so etwas bekannt?


Ich gehe mal davon aus, daß Arsen in antiken Bronzen nicht gezielt eingesetzt wurde, sondern aufgrund der Zusammensetzung der eingesetzten Erze einfach im Verarbeitungsprozeß "mitgeschleppt" wurde.

Was noch Sinn machen könnte, wäre z.B., die Schmelze abzudecken, um sie vor Oxidation und schneller Auskühlung zu schützen.
Asche könnte gehen, zumindest im Stahlbereich wurde früher als Abdeckmasse gerne Reisschalenasche genommen.

fleischsalat 15.01.2013 21:54

Zitat:

Zitat von Rheinberger (Beitrag 756689)

Was noch Sinn machen könnte, wäre z.B., die Schmelze abzudecken, um sie vor Oxidation und schneller Auskühlung zu schützen.
Asche könnte gehen, zumindest im Stahlbereich wurde früher als Abdeckmasse gerne Reisschalenasche genommen.

Die Oxidation der RS ist schon okay, das zeigt genau das auf, wofür der offene Herdguss bekannt ist.
Ich freue mich ehrlich gesagt schon etwas auf die Nachbearbeitung. Schließlich muss auch ich lernen, mit dem "neuen Material" umzugehen:D
Schleifmethoden, Angleichen usw...

Rheinberger 16.01.2013 12:02

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 756964)
Die Oxidation der RS ist schon okay, das zeigt genau das auf, wofür der offene Herdguss bekannt ist.

Ich weiß zwar nicht, was RS ist, aber ich meine mit Oxidation nicht das "Anlaufen" des Gußstückes, sondern den Metallverlust durch Reaktion mit dem Luftsauerstoff.
Entweder man deckt die Schmelze ab, oder es bildet sich eine mehr oder weniger dicke Schlackenhaut aus oxidierter Schmelze, die allerdings nicht besonders gut vor dem Temperaturverlust schützt.
:neenee

fleischsalat 16.01.2013 19:35

Zitat:

Zitat von Rheinberger (Beitrag 757028)
Ich weiß zwar nicht, was RS ist

Ich meinte damit die Rückseite, die beim offenen Guss nunmal so aussehen muss:D

Zitat:

Zitat von Rheinberger (Beitrag 757028)
Entweder man deckt die Schmelze ab, oder es bildet sich eine mehr oder weniger dicke Schlackenhaut aus oxidierter Schmelze, die allerdings nicht besonders gut vor dem Temperaturverlust schützt.
:neenee

Der Tiegel ist fast vollständig mit einem Stein abgedeckt gewesen.
War irgendwann eine Verzweiflungstat, nachdem das Zeug einfach nicht schmelzen wollte.

Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg liegt ganz einfach darin, mehr Temperatur in die Schmelze zu bringen.

Was mich am Rande mal interessieren würde: Woher hast Du deine Kenntnisse übers Gießen? Wenn da noch mehr Wissen schlummert, wäre ich Dir dankbar, es hier kundzutun:brav:

Rheinberger 17.01.2013 10:16

Zitat:

Zitat von fleischsalat (Beitrag 757104)
Was mich am Rande mal interessieren würde: Woher hast Du deine Kenntnisse übers Gießen? Wenn da noch mehr Wissen schlummert, wäre ich Dir dankbar, es hier kundzutun:brav:

Berufsbedingt,

ich hab Metallurgie und Werkstoffwissenschaften studiert, damals hieß das aber noch Hüttenkunde.

Frag einfach, wenn ich kann helfe ich gerne! :neenee

:D


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