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affenbrotbau 26.05.2022 22:59

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Zitat:

Zitat von Sorgnix (Beitrag 989881)
Das Tonnengewölbe beeindruckt :rolleyes:
Total einfach gebaut - hier und heute so nicht möglich ...

Warum? Lassen das die deutschen Bauvorschriften nicht zu oder fehlen die entsprechend geschulten Handwerker?
Gerade diese Gewölbe halten hier (in La Union) am längsten!
Alle anderen, gleich alten Gebäude, sind mangels tragender Holzbalken schon zusammengebrochen...

Sorgnix 27.05.2022 12:37

na, HIER mangelt es sicher langsam auch an den Handwerkern.
Also für die echte Handarbeit - eine Fertigleitmontage ist natürlich was anderes ( :clap )

Warum hier nicht unbedingt so möglich?
Zum Teil erwähnst Du es selbst - bei anderen Gebäuden sind die Decken- bzw. Dachbalken weggegammelt ...
Ein Beispielbild von nem nun fehlenden Satteldach ist ja dabei.

Bei diesen Tonnengewölben ist das auch nur ne Frage der Zeit - bis Feuchteschäden
den Zugbalken im "Flur" an den Kragen gehen.
Wenn die durch sind, dann klappt alles nach außen weg.
Die wären hierzulande wohl aus Metall und Stäbe. Für einen Statiker leichter zu rechnen ...
Dann gäbe es hier links und rechts am Bogenauflager sicher durchgehend auf der Mauerkrone
einen "Ringanker". Damit die tragende Wand auch Halt hat, sich nicht nach außen wegbiegt,
UND die Schubkräfte aus dem Gewölbe aufnimmt.

Zusätzlich hätten wir hier auch so etwas wie die Wände aussteifende Pfeilerverstärkungen.
Kommt auf die Wandstärke an, in welchen Abständen die Norm so etwas verlangt.

... dann ist es das Material selbst. Diese Leichtsteine sind hier weniger üblich.
Und das zweischalig in der Tonne??
Wie das hier bewegungstechnisch funktionieren würde, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall
dürfte die Konstruktion nur sich SELBST halten, weniger Schnee und andere Auflasten

Es ist Süden, gut. Hier bei uns würde die entsprechende Dachabdichtung fehlen.
Mag sein, daß diese Tonnen auch Wasser aufnehmen - bei größeren Mengen dürfte
es allerdings auch schon mal nach innen durchtropfen ...


In Summe würde das bei DER Konstuktion im Harz keine 10 Jahre stehen ... :rolleyes:

Deshalb mein Kommentar "hier und heute" ... ;)

Es ändert nichts an der Tatsache, daß es trotzdem schön aussieht. Und DORT seinen Zweck erfüllt bzw erfüllt hat :yeap

Gruß
Jörg

affenbrotbau 27.05.2022 13:33

@Sorgnix:
Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen!
Als völlig ahnungsloser Laie hätte ich das so nicht gedacht :yeap

Gruß Micha2

Zappo 27.05.2022 19:48

Nur zur Erfreuung:

https://www.youtube.com/watch?v=PB8TWMKHHMQ

Gruss Zappo

Sir Quickly 27.05.2022 20:15

@Zappo

Das ist ja mal abgefahren. Ohne Schalung würde ich mich das NIE trauen. Ist bei meinem Maurerkünsten bestimmt auch besser so… :uii

Edit: An die Fachkräfte hier… warum klebt dieser Mörtel offenbar wie Loctite? Mehr als Kalk und Zement kann das doch auch nicht sein?!

Sorgnix 27.05.2022 22:22

Zitat:

Zitat von Sir Quickly (Beitrag 989913)
… warum klebt dieser Mörtel offenbar wie Loctite? Mehr als Kalk und Zement kann das doch auch nicht sein?!

Es ist nur Sand, Kalk, vielleicht etwas Zement - und Wasser.

Das Geheimnis liegt in der Größe der Steine. Mit größeren bzw. schwereren wird das nichts.
Dazu noch sind die Klippen recht trocken. Sie saugen recht schnell das Wasser aus dem Mörtel.
Wären sie vorgewässert, würde alles runterkrachen - weil der Mörtel zu plastisch ist.

Wie man sieht, wirft der Maurer den Mörtel an - und recht schnell folgt der Stein.
Und der sitzt auf Anhieb. Würde er erst lange hin- und herwackeln, würde das Ding keinen Halt finden.
Der Mörtel gäbe das lange Einrütteln des Steins auch nicht her. Er wird und muß schnell "fest" werden.

Statisch hält so ein angeklebter Stein, weil der Mörtel einerseits durch Adhäsionskräfte
haftet, sich der frisch gesetzte Stein auch schnell an den Vorgänger "ansaugt".
Würde der Maurer aber mitten in der Schicht aufhören, läuft er Gefahr, daß sich der
eine oder andere Stein (der aktuellen Schicht) doch wieder löst.

Bei diesem Gewölbe ist mehr oder weniger jede Rippe erstmal eigenständig zu sehen.
Sobald sie geschlossen ist, vollkommen durchgemauert, hält sie sich von allein.
Man sieht ja auch, wie der Kollege die Fugen bei Min. 4 recht kräftig ausbürstet.
WEIL der Mörtel schon recht fest ist. Wäre er noch weich und plastisch, wie hierzulande.
würde alles schon wieder unten sein. Das Resultat der Saugkraft der trockenen Steine.
Der Mörtel wird wohl als Bindemittel größtenteils Kalk haben - der bindet mit "Luft" (Co2) ab.
Da kann er auch mal ein halbes Jahr brauchen. Fest ist er zu Anfang natürlich - aber die chemisch
endgültige Abbindung braucht bei Kalk halt Zeit.

Zement bräuchte Wasser - was ihm hier sehr schnell weggesogen würde. Bei sowas "verbrennt"
der Mörtel dann, erreicht die gewünschte Festigkeit nicht mehr.

Und bei dem ganzen Streifen nicht zu vergessen:
Die Jungs KÖNNEN das!
Da gehört einiges an Erfahrung zu.
... die Filme, wo denen die Hälfte wieder runterfällt, die zeigen sie halt nicht :D ;)

Gruß
Jörg

Sir Quickly 27.05.2022 22:40

@Sorgnix
Mir war schon klar, dass die Steine nicht vorgewässert sein können. Nichtsdestotrotz habe ich mich gefragt, warum der Mörtel dann nicht verbrennt… spannend!

Bei meinen Fähigkeiten werde ich wohl weiter mit Schalung arbeiten müssen. Wenn überhaupt… denn Steine werden in den letzten Jahren so schwer… ganz merkwürdig, das … :D

Sorgnix 28.05.2022 09:49

Zitat:

Zitat von Sir Quickly (Beitrag 989922)
Nichtsdestotrotz habe ich mich gefragt, warum der Mörtel dann nicht verbrennt… spannend!

"Verbrennen" kann im Normalfall eben meist auch nur zementhaltiger Mörtel, wenn ihm zu schnell
das Wasser entzogen wird, das er braucht um chemisch abzubinden.
Mit dem Wasser entsteht ein "Gel", was "quillt" und die einzelnen Sandkörner umschließt,
somit ein Netz/Gerüst bildet.
Ohne bzw. mit zu wenig Wasser kann das Gel nicht so umfangreich quellen, wird halt früher mit weniger "Gerüst" fest.
Mörtelbrocken können dann zwischen Fingern zerbröselt werden.

Nachträglich zugeführtes Wasser, wenn der Mörtel schon fest ist, hilft nicht mehr.
Wenn die Gel-Bildung abgeschlossen ist, ist es eben vorbei.


Bei KALKmörtel bindet der Mörtel mit dem Co2 der Luft ab, wird wieder zu festem Kalkstein.
Das Wasser braucht er, um eben auch plastisch zu sein, verarbeitet werden zu können,
weniger zum abbinden/fest werden.
Hinterher entsteht mit der Kalksteinwerdung auch wieder so etwas wie ein "Gerüst". Dieses umschließt
dann die einzelnen Sandkörner, die "Füllstoff" sind. Die Festigkeit ist dann eben geringer
wie bei 100 % reinem Kalkstein - aber es hält trotzdem einiges aus.

Kalk-Zement-Mörtel ist dann die Mischung aus beidem.
es gibt halt für jeden Bedarf/Anforderung an das Endprodukt die passende Mischung.


Zitat:

Zitat von Sir Quickly (Beitrag 989913)
… warum klebt dieser Mörtel offenbar wie Loctite? Mehr als Kalk und Zement kann das doch auch nicht sein?!

weiterer Ausflug in die Physik:

Alle Welt kennt und liebt Haftputz.
Gipsmörtel eben.
Weil die Pampe so schön klebt. An Wand wie auch Decke - der Kram fällt schlecht wieder ab.
Trotzdem aber Gips - mit auch allen schlechten Eigenschaften. Braucht man nicht überall ...

Im Gegenzug dazu versuche mal, normalen Kalk-Zement- oder Kalkmörtel an die Wand
zu werfen. Noch besser: An die Decke :eek :rolleyes:
Das hält nicht unbedingt. (Zugegeben: Kalkmörtel hält wg. Feinheit leichter)
Wer zum Vergleich solchen Mörtel nur mit einem Glättespan analog zum klebrigen Gipsmörtel
aufziehen will, erlebt meist die böse Überraschung. Auch wenn es manchmal zu Beginn oder auch
für ein paar Minuten hält - oft klappt die Mörtelschicht wieder runter ... :cry

Es gehört Technik dazu, solchen Mörtel an die Wand zu kriegen.
Der Mörtel wird mit der Kelle "angeworfen". Mit einer runden, kreisförmigen Bewegung mit
der Kelle aus dem Handgelenk. Der Mörtel fliegt nach Verlassen der Kelle "frei" durch die Luft,
legt bzw. "rollt" sich dann wie eine Walze auf die Wand.
Dabei drückt er in dieser "Rollbewegung" die Luft zw. Mörtel und Wand weg, so daß in der
Berührungsfläche mehr oder weniger ein Vakuum entsteht, die Mörtelplatte quasi vom Luftdruck
gegen die Wand gedrückt wird, nicht nur - aber auch mit - wg. "Anhangskraft" hält.

Rollbewegung ist das Zauberwort - den Unterschied erkennt der Laie schnell, wenn er den Mörten
"frontal", im rechten Winkel zur Wand anwirft ... :D

Häufig erkennt man die Unterschiede bei Putzflächen zwischen "angeworfen" und "aufgezogen".
Bei "angeworfen" findet eine stärkere Verkrallung des Mörtels mit den Poren des Ziegeluntergrundes statt.
Bei "aufgezogen" mangelt es oft an der Verkrallung - weil häufig nicht alle Luft aus der Berührungsfläche
gedrückt wurde. Wo Luft/Hohlraum, da kann sich das Gel beim quellen nicht entsprechend verkrallen ...
Deshalb klingt ab und an ne Putzfläche auch schon mal "hohl". Die Mörtelplatte hält in sich,
aber eben nicht an der Wand ...


So.
Das war jetzt lang - und trotzdem nicht vollständig ... :rolleyes:

Gruß
Jörg

affenbrotbau 28.05.2022 22:45

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Nach den sehr interessanten, bautechnischen Ausführungen von Sorgnix, habe ich heute nochmals eine Wanderung zur Mina El Lirio gemacht und noch Details der Bandstrecke fotografiert.
Sind bestimmt nicht immer die besten Kamerapositionen, aber auf diesem "Bruchfeld", mit der Kamera in der Hand rumzueiern, ist zwischenzeitlich auch etwas anspruchsvoller...

Die Reihenfolge der Bilder entsprechen der Bandanlage von Hängebank-UT bis zum Ausgang der zwei Endbunker zur Kugelmühle/Flotation (nicht mehr vorhanden)

Glück auf Micha2

36Sandhase41 30.05.2022 17:37

Na die Bilder sind doch Spitze :yeap!!

Von waghalsigen Kletterpartien ist in dieser Umgebung
ja wohl in jedem Fall abzuraten.... :nono

Faszinierende Anlage und das Erfreungsvideo von Zappo plus die
Ausführungen von Sorgnix sind tatsächlich interessant,
das hätten wir uns mal VOR dem Bau unseres Holzbackofens
geben sollen ;).


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