Flintpfeilspitze Selbstversuch
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 3)
So langsam füllt sich der neolithische Werkzeugkoffer:D
Heute habe ich mich mal an die Fertigung von Pfeilspitzen aus Flint gewagt. Dazu geht man wie folgt vor: Zuerst schlägt man mit einem Schlagstein oder einem schweren Geweihschlägel dünne Abschläge von der Flintknolle. Anhand der Form kann man schon sehen, was sich relativ leicht zu einer Pfeilspitze (Bild 1 rechts) machen lässt, und bei welchen Abschlag es schwieriger wird (Bild 1 links). Als Werkzeuge dienen spitze Geweihstücke (Je nach Form des Geweihs am besten aus dem Eis- oder Wolfsspross). Anfangs macht es Sinn, sich die grobe Form auf den Abschlag zu zeichnen. Dann drückt man mit dem Geweihstück vorsichtig Reihe für Reihe vom Abschlag, wobei man hier darauf achten muss, alle Seiten gleichmäßig zu "knippern". Nach jeder Reihe muß der Abschlag umgedreht werden. Mit etwas Glück macht eine der Seiten weniger Arbeit- So wie es auch im hier gezeigten Beispiel der Fall ist. |
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 3)
Wenn die grobe Form steht, kann man sich an den Stiel und die Flügel machen. Zuerst wird er Stiel im 90 Grad- Winkel zur Unterkante herausgearbeitet. Dann „beult“ man die Flügelform aus.
Hierbei muss auch wieder von allen Seiten gearbeitet werden. Bei kleinen Flächen macht es Sinn, wenn das Abdrückwerkzeug möglichst spitz ist. Neben Geweihstücken eignen sich spitze Tierzähne besonders gut. Um schnell entstehende Blasen aus der Handinnenfläche zu vermeiden, können die Knipperwerkzeuge natürlich auch geschäftet werden. Achja: Die Arbeitszeit beträgt (Wenn der Abschlag passt) zwischen 20 und 30 Minuten |
Sorry für die miesen Bilder, aber meine Kamerafrau hatte heute frei:rolleyes:
Die gestielte Pfeilspitze mit den Flügelchen ist das aktuellste Werk, die anderen eigentlich nur grobe Versuche. Ich hoffe, man erkennt den Fortschritt... WICHTIG: Die Abschläge und auch die abgedrückten Flakes sind messerscharf. Als Handschutz benutze ich das zu sehende Lederteil, gegen das auch abgedrückt wird. Um sich besonders beim Schlagen gegen umherfliegende Splitter zu schützen, sollten man unbedingt eine Schutzbrille tragen! |
Glückwunsch,ist wirklich Klasse geworden.:yeap
Aber das Ergebniss wird nur derjenige wirklich zu würdigen wissen, der es selbst schon mal ausprobiert hat und die mühseelige Arbeit kennt und selbst schon Splitter in der Hand hatte.:winky |
Zitat:
Zitat:
Probier mal Rehgehörne ...... Die gibts auch Nadelspitz und eignen sich gut für feine Arbeiten . :Proscht |
Hi Jan,
Die Pfeilspitze ist ja richtig Gut geworden.:clap Da kannst du mit dem Material das du von mir bekommst ja noch einiges herstellen.:rolleyes: Gruß Michael |
Sehr gut geworden- markieren nicht vergessen. Und wehe Du wirfst die auf den Acker ;)
|
Zitat:
Aber gut, dass Du das Thema anschneidest: Mal ein Hinweis an alle, die sich selbst mit dem Schlagen/Knippern von Flint beschäftigen: Bitte bearbeitet Eure Steine nach Möglichkeit auf Eurem Grundstück oder auf einer großen Plane. Die Abschläge können nach 1-2 "Runden" im Acker nichtmehr von originalen Abschlägen unterschieden werden... . Auf diese Weise entsteht schnell eine falsche Fundstelle! |
Habe diese Kunst auch einmal im Neanderthal-Museum erlernt. Größtes Teil bis dato eine Speerspitze.
Jochen |
Die Königsdisziplin der experimentellen Archäologie... Ich hab mir schon böses Auaweh bei solchen Versuchen zugezogen.:cry Man braucht schon eine gute Vorbereitung und viel Zeit, so auf die Schnelle ist das nichts.
Zeig doch mal die andere Seite der Pfeilspitze, sieht die auch so gut aus oder willst du uns etwas verheimlichen? :iron Wie groß war deine Flintknolle aus denen du die Abschläge der Spitzen geschlagen hast? Super gelungen, danke für den Thread! |
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Zitat:
|
Tadellos Jan!:clap
Ich warte ja schon auf den Tag, an dem du uns die erste damit erlegte Beute präsentierst.:D Gruß Michael |
Zitat:
Ich frag mich weshalb unsere neolithischen Vorfahren nicht immer solch flache Abschläge verwendet haben. Die meisten Pfeilspitzen wurden ja komplett retuschiert. Das ist bei einem sauberen/ relativ flachen Abschlag ja gar nicht in dem Maß nötig. |
Zitat:
Lange, schmale Abschläge muss man natürlich auch erstmal schlagen können (Sparsames Arbeiten). Ich kanns auch noch nicht perfekt, aber es wird stetig besser. Wenn nun wenig Flint zur Verfügung stand, musste man wohl oder übel den Bulbus wegretuschieren, um aus möglichst jedem Teil etwas basteln zu können. Das kann schonmal ein Weilchen dauern und geht tierisch auf die Finger. |
Stimmt, die Flintknollen waren teils rar und beherrscht werden musste die perfekte Technik auch erst einmal... Das ergibt Sinn.
Danke für die Antwort! |
Wirklich schöne Arbeits. Kann man nichts gegen sagen. Wenn das auf dem Acker liegt, würde jeder im Kreis hüpfen vor Freude....:-)
|
Zitat:
|
Kannst du mit mir mal testen, auf Übungskunststoffplatten.
Als "Bogenjäger" wäre mir übrigens wichtig, ob meine Spitze eventuell öfter verwendbar ist. Dann würde ich auch etwas mehr Arbeitsaufwand bei der Herstellung in Kauf nehmen. Nach einem Treffer auf eine Felswand ist natürlich jede Spitze platt, auch die modernen Stahlspitzen. |
Auch bei einem Knochentreffer dürfte das ziemlich zersplittern.
Hier mal ein interessanter Link zur Trefferwirkung verschiedener Pfeilspitzen- vorsicht, nichts für zarte Gemüter. http://miami.uni-muenster.de/servlet...84/SUDHUES.PDF |
Selbst im Körper von Ötzi steckt noch eine gut erhaltene, nicht zersplitterte Spitze aus Feuerstein.
Jochen |
Zitat:
Tatsache? Jetzt schau ich schon immer u. hab noch nicht mal nen Rohling von nem Faustkeil gefunden. Ganz zu schweigen von sowas Kleinem....:( |
Also es dürfte schwieriger zu sein einen Faustkeil zu finden, als die Pfeilspitzen der frühen Bronzezeit;)
Man muss sich auf Flint etwas eingucken, nachdem man sich über die grundlegenden Fertigungstechniken informiert hat! Danach findet man mehr Feuerstein als alte Bronze. Abschläge liegen auf den richtigen Plätzen fast kiloweise. |
Also ist es sinnvoller, erst mal einen Herstellungsplatz zu suchen? In welche Zeit gehören sich diese Pfeilspitzen? Altsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronze-, Hallstatt-, Latènezeit? Kann man das einen Acker irgendwie "ansehen" ob da was gehen könnte, oder sollte man einfach kilometerlang mit gesenkten Kopf losgehen?
|
Zitat:
Ganz allgemein ist die Chance einen solchen Siedlungsplatz zu finden auf erhöhtem Gelände (meist eher sandige Böden) in Verbindung mit Wasser am größten. Beliebt waren (eigentlich, wie in jeder Epoche) Hochflächen an Flüßen. Und dann hilft in der Tat nur ein gesenktes Haupt.:neenee Ich habe erst kürzlich, nachdem ich 1-2 h nur ein paar Abschläge auflesen konnte, ein Bruchstück eines Flintdolches der frühen Bronzezeit gefunden. |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:36 Uhr. |
Powered by vBulletin® Version 3.7.0 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.